Amateurkicker als Versuchskaninchen?

So, ich habe jetzt alle Vorbereitungsspiele meines Provinzvereins als Zuseher absolviert – es handelt sich um den SC Gmünd, kein Geheimnis. Am Wochenende steht die erste Meisterschaftspartie auf dem Programm. Der Junkie hat seine Droge wieder. Das Zittern und der trockene Mund sind leichter geworden und die Depressionen seltener. Auffällig war, dass das Fußballvolk tatsächlich nach etwas ausgehungert war, das üblicherweise als Schmalkost bezeichnet wird, und eifrig die Freundschaftsspiele besuchte. Normalerweise zahlt es sich bei solchen Partien nicht einmal aus, die Kantine aufzusperren, jetzt aber waren oft mehr Menschen am Platz als bei den Meisterschaftsspielen der annullierten Saison, wo wir immerhin um den Meister – den es dann nicht gegeben hat – mitgespielt haben. Bevor jetzt wieder ein paar übergenaue Corona-Experten von eigenen Gnaden mahnend den verseuchten Zeigefinger heben: Der SC Gmünd ist zu keiner Zeit gefährdet die aktuell gültige, maximale Zuschaueranzahl von 750 zu überschreiten. Ab September dürften es theoretisch wieder 10.000 sein, so viele dürfen ins SC-Stadion gar nicht hinein. Also bitte, wovon reden wir da?
Trotzdem geht eine Angst um, die Angst vor der zweiten Welle. Mit Argusaugen werden die Entwicklungszahlen der Infizierten verfolgt, jede Reisewarnung ist ein Stich ins Herz und jeder neu aufgeflammte Cluster wird als persönliche Gemeinheit empfunden. Wird das erste Meisterschaftsspiel nach neun Monaten stattfinden, oder nicht? Wird man die Meisterschaft fair durchspielen können, oder nicht?
Liebe Verantwortliche, wenn es einen Impfstoff gibt, den man noch an Menschen ausprobieren muss, nehmt zuerst die Amateurkicker, sie müssen es ja nicht wissen. Vielleicht kann man den ins Essen mischen, oder ins After Game-Bier. Putin schick uns Sputnik 5, Trump, lass uns an deiner Weisheit teilhaben, wir schlucken oder spritzen uns alles. Nur macht aus der Gebietsliga Nordwest/Waldviertel keinen Corona-Cluster.

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