Nachdem mein Kollege Simon kürzlich wortreich den Stillstand im Fanleben rund um den Amateurfußball beklagte, gilt es nun allmählich wieder den Blick auf die nähere Zukunft unseres Nationalteams zu richten. Man glaubt es kaum, aber der Weg zur Weltmeisterschaft 2022 in Katar beginnt bereits in wenigen Wochen. Zuvor muss aber noch die verschobene Europameisterschaft absolviert werden. Obwohl wir uns bravourös für diese Bewerbsreihe qualifiziert haben, steht die eigentliche Herausforderung noch bevor: die Reisen zu den über ganz Europa verstreuten Spielstätten…
Ja, wir beide sind schon ein tolles Duo und ergänzen einander wunderbar! Gerald Simon als Mann für die niederen Gefilde, der sich in der fußballerischen Unterklassigkeit wohl fühlt wie ein Fisch im Wasser. Ich hingegen habe das Größere, Übergeordnete im Blick, insbesondere Schicksal und Zukunft unseres Nationalteams.
Nachdem wir nun monatelang jedes Slalomschwünglein unserer Slalom-Damen (die ja skurrilerweise fast ausnahmslos Katharina heißen) und jeden Hupfer der Widhölzl-Adler im Auge hatten, sollten wir uns nun wieder die Ausgangslage für die Euro 2021 in Erinnerung rufen. Also – wir spielen in Vorrundengruppe C und starten am 13. Juni in Bukarest gegen Nordmazedonien. Danach brechen wir zu einem Kurztrip in die Niederlande auf, um in Amsterdam gegen Holland unseren Mann zu stellen. Dann geht es erneut nach Bukarest, wo vier Tage später der letzte Vorrundengegner Ukraine wartet. Dieses von der UEFA verordnete Reise-Roulette wäre schon in Normalzeiten eine große Herausforderung, inmitten einer COVID-Pandemie mutet es wie der Drehplan eines starrsinnigen Filmregisseurs an, der in tropischer Hitze eine Winterkomödie fertigstellen will.
Man muss kein Prophet sein, um schon jetzt vorherzusagen, dass all diese Reisebewegungen ohne Schlachtenbummler stattfinden werden. Vielmehr ist es fragwürdig, ob die Mannschaft überhaupt rechtzeitig und vollständig zu den diversen Anpfiffzeiten vor Ort sein kann oder ob sich nicht der eine oder andere Spieler im niederländisch-ukrainischen Test- und Quarantäne-Netz verfängt.
Die Wahrheit ist, dass schon die An- und Abreise zu den geplanten Trainingslagern im eigenen Land eine Challenge sein wird. Eine Trip von Wien nach Bad Tatzmannsdorf oder gar nach Seefeld nebst „COVID-unfallfreier“ Rückkehr kann in Zeiten wie diesen durchaus als vorbereitende Feuerprobe für den reiselogistischen Euro-Wahnsinn angesehen werden…