Billa, sagt der Hausverstand

Österreichs große Hoffnung im Sturm: Nicole Billa

So, die ersten Halbfinalistinnen der Women’s EURO stehen fest und das sind wenig überraschend die Engländerinnen. Allerdings, wie sie dieses Halbfinale erreichten, war dann doch sehr überraschend. Nach der souveränen Vorrunde hielt man die Wiese in Brighton bereits für gemäht, was sie auch war, aber nicht im übertragenen Sinn. Die mutig aufspielenden Spanierinnen brachten die hochfavorisierten Engländerinnen an den Rand einer Niederlage. Durch einen schönen Spielzug konnten die roten Bestien („La Rioja“, wie ein ORF-Kommentator bereits einmal unzutreffend angemerkt hatte) sogar in der zweiten Spielhälfte in Führung gehen. Bis sieben Minuten vor Schluss war die Sensation in absoluter Griffweite, ehe die Lionesses doch noch den Ausgleich schaffen konnten. In der Verlängerung dominierten dann die Engländerinnen und das 2:1 Siegestor (übrigens durch einen herrlichen Weitschuss von Stanway) war dann nur die logische Folge.

Dort wo die Engländerinnen schon sind, dort wollen auch die Österreicherinnen hin. Aber die Angelegenheit, die heute Abend entschieden wird, ist äußerst delikat. Die Gegnerinnen sind die Deutschen und das löst beim österreichischen Fußballfan (w/m/d) in der Sekunde den – wahrscheinlich in einigen medizinischen Fachblättern bereits umfassend beschriebenen – Cordoba-Reflex aus. Der Cordoba-Reflex basiert auf der Prämisse: „Normalerweise haben wir keine Chance, aber wir werden trotzdem gewinnen und schicken die Deutschen von einem Großturnier weinend nach Hause (Das Bild vom plärrenden Rainer Bonhof von 1978 ist bei mir noch so frisch in meinem Gedächtnis, als würde ich mich an mein gestriges Mittagessen erinnern).

Was die Sache noch delikater macht, ist die Tatsache, dass nicht weniger als 14 Spielerinnen des 23-Frau-Kaders bei Vereinen in der deutschen Bundesliga spielen, in der Startaufstellung stehen voraussichtlich 9 von 11. Das heißt, man kennt sich und man wird sehen, wem das mehr hilft: dem Underdog oder dem Favoriten. Grundsätzlich haben sich die deutschen Frauen ähnlich souverän durch die Vorrunde gespielt wie die Engländerinnen (9 Punkte aus 3 Spielen, Torverhältnis 9:0). Aber am Beispiel der Spanierinnen hat man gesehen, dass immer alles möglich scheint. Der Ball ist rund, jedes Spiel beginnt bei 0:0 und es sind auch schon Hausmeisterinnen gestorben! Außerdem verfügt das österreichische Team über ein Waffe, die gerade im letzten Vorrundenspiel gegen die Norwegerinnen wieder scharf gemacht wurde. Nicole Billa – unser große Stürmerinnenhoffnung – war 2021 Fußballerin des Jahres in Deutschland und in der abgelaufenen Saison Torschützenkönigin in der deutschen Bundesliga. Sie weiß also wie es geht, unseren Lieblingsgegnerinnen ein Kuckucksei ins bislang unbeschmutzte Nestchen zu legen.

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