Die Salzburger praktizieren es seit Jahren. Der LASK zeigt es im Europacup. Die Rapidler haben es unter Didi Kühbauer auch gelernt und der Rest der österreichischen Liga hat zumindest schon was davon gehört. Gemeint ist das Gegenpressing, oder Angriffspressing. Deshalb ist es mir unerklärlich, dass es dem österreichischen Nationalteam nicht gelingt, einer spielerisch sehr limitierten Mannschaft aus Nordirland, den Ball in der gegnerischen Hälfte abzunehmen. Oder wie es Kommentator Thomas König ausdrückte: „Liam Boyce ist auch kein technischer Wunderfuzzi!“. Wuzzi hin, Fuzzi her, das gilt für die gesamte nordirische Mannschaft, die die Österreicher in einem erbärmlichen Spiel an den Rand einer Niederlage brachten.
Dass es dann doch anders gekommen ist, verdanken wir einem Abseitstor und einem Genieblitz von Marko Arnautovic. Wenn man anschließend die Interviews gesehen hat, namentlich das von Arnautovic, ist es kein beruhigendes Gefühl, es mit einer Mannschaft zu halten, die auf einen Genieblitz eines Arnautovic angewiesen ist.
Es ist überhaupt auffällig, dass immer mehr Spieler die hohlen Phrasen der Fernsehkommentatoren und Medienleute übernehmen und sie mit leuchtenden Augen zurückgeben. Da werden in der gegnerischen Abwehr Lücken gefunden, nachdem man vorher nach Lösungen gesucht hat. Früher haben wir einen Doppelpass gespielt, hat auch funktioniert. Die Nordiren kamen immer mit 10 Mann hinter den Ball, früher sind wir halt nur zurückgelaufen, war aber auch wirksam. Und anstelle des oben bereits erwähnten Gegenpressings, sind wir einfach nur „draufgegangen“, haben aber mehr Bälle zurückerobert als gestern das österreichische Nationalteam. Und wenn ich höre, dass wir Spieler haben, die ein Spiel lesen können, bin ich schon skeptisch. Lesende Spieler, eine contradictio in adiecto! Für alle Nicht-Asterix-Leser, ein Widerspruch in sich, es gibt auch kaum runde Quadrate und Zitronenfalter falten keine Zitronen.
Mittlerweile hat sich der Corona-Wurm noch tiefer ins internationale Fußballgeschehen hineingebohrt und es ist zu erwarten, dass am Mittwoch zum entscheidenden Nations-League-Spiel um den Aufstieg in eine A-Gruppe eine norwegische B-Truppe anreisen wird. Da könnte man das ja noch einmal üben, das Draufgehen, das Zurücklaufen und den Doppelpass. Bitte, bitte, ich möchte noch einmal einen Doppelpass einer österreichischen Nationalmannschaft sehen, bevor ich dement werde und auch vergesse, dass es so etwas überhaupt gibt.