Déjà-vu

Wissen Sie was ein Déjà-vu ist? Natürlich wissen Sie was ein Déjà-vu ist. Ich aber bin mir nicht sicher, ob das eins war, was mich gestern bei der 5:2 Niederlage des österreichischen Nationalteams in Israel 90 Minuten lang verfolgt hat, oder etwas noch viel Ärgeres. Also bemühen wir kurz Wikipedia: „Als Déjà-vu bezeichnet man eine Erinnerungstäuschung, bei der eine Person glaubt, ein gegenwärtiges Ereignis früher schon einmal erlebt zu haben. Dabei hat die betroffene Person das sichere Gefühl, eine neue Situation bereits in der Vergangenheit in gleicher Weise schon einmal durchlebt zu haben. … Nach Umfragen hatten 50 bis 90 Prozent aller Menschen mindestens einmal ein Déjà-vu.“ Ich bin sicher dass 100% aller Österreicher*innen, die im März 2019 die die 4:2-Niederlage des Teams am selben Ort, gegen denselben Gegner gesehen hatten, gestern ein Déjà-vu hatten.
Bei mir war es aber doch noch ärger: Ich wähnte mich sogar in einem Paralleluniversum und war direkt erleichtert, als wir in der 90. Minute noch das 5:2 kassierten. Zumindest war mein persönliches Raum-Zeit-Kontinuum nicht gestört! Andererseits heißt das aber auch, dass wir aktuell ein von Kopf (hirnlose Verteidigung) bis Fuß (Arnautovic springt der Ball im Strafraum 5 Meter in die falsche Richtung weg) beschissenes Fußballnationalteam haben. Und einen Bundestrainer, der entweder keinen Plan hat, oder keine Ahnung. Wie sonst kann er einen 18-jährigen Buben einwechseln, der dann das richten soll, was die Alten vorher bereits gründlich verschissen hatten. Da kann er mit Demir im Winter gleich einheizen, da sprängen wenigstens ein paar Kilowattstunden raus.
Ich gehe ja davon aus, dass die Nationalspieler dem Trainer tagein tagaus erzählen wie gut sie nicht sind (das machen sie ja auch in Interviews) und der eindimensionale, vertrauensselige Deutsche glaubt ihnen das auch noch, sonst hätte er sie mit einer Taktik aufs Feld geschickt, die unsere biederen und schlichten Balltreter auch verstehen könnten (Alaba beispielsweise interpretierte seine Rolle auf der linken Seite in einer Dreierkette als hängende zentrale Spitze, fehlte am Flügel und stand in der Mitte den anderen im Weg herum. Wenn er das bei Real Madrid macht, sitzt er im nächsten Zug nach Wien.).
Wissen Sie, seit über zwanzig Jahren schreibe ich mit meinem Co-Autor und Recherchehelfer Farnberger lustige und halblustige – aber immer vom Geist des treuen Fans durchwehte – Fußballgeschichten. Heute bin ich das erste Mal sprachlos. Deshalb gibt es auch heute keinen Spielbericht im herkömmlichen Sinn. Das Unbeschreibliche soll auch unbeschrieben bleiben! Ich werde selbstverständlich ein Fan der ÖFB-Teams bleiben, aber mich eine Weile von der Kampfmannschaft fernhalten. Zu viel Kontakt mit denen tut meiner Psyche nicht gut und ich habe auch ein veritables, genetisch bedingtes Herzinfarktrisiko. Gott sei Dank gibt es heute gleich in Schrems das U-17 Damenmatch gegen Tschechien. Wenn man unverfälschten, mit großer Freude dargebrachten Fußball mit Herz sehen will, ist man dort bestens aufgehoben. Wahrscheinlich auch heute Abend beim U-21 Qualifier gegen Aserbaidschan.
Dem Nationalteam empfehle ich für Dienstag die Sportart zu wechseln. Im Wettsaufen sollen wir Österreicher ja immer ganz gut gewesen sein (Farnberger & Simon könnten hier nachnominiert werden), aber gegen die Schotten wäre das auch keine gemähte Wiese. Besser wäre es, die ÖFB-Verantwortlichen würden einen Corona-Cluster vortäuschen und am Dienstag gar nicht antreten. Wo ist dieses Scheiß-Corona eigentlich, wenn man es braucht!

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