Für den Fußballfan ist es schlimm und ärgerlich, wenn die geliebte Mannschaft aus lauter Ausnahmekickern besteht, aber nicht alles gibt und sich daher unter Wert geschlagen geben muss. Ebenfalls bitter aber ist es, wenn die eigene Elf alles gibt, aber trotzdem kläglich am eigenen Nichtkönnen scheitert. So war es gestern im WM-Qualispiel gegen Dänemark, dessen Verlauf aus einem weltumarmenden Menschenfreund einen groben Zornbinkl machte…
Gut gelaunte, rot-weiß gewandete Däninnen und Dänen im schmucken Parken-Stadion zu Kopenhagen verbreiteten schon vor Spielbeginn eine großartige Stimmung, welche – so hätte man es zumindest vor COVID 19 bedenkenlos gesagt – positiv ansteckend war. Auch der Verfasser gegenständlicher trostloser Zeilen wurde von dieser Welle der Begeisterung mitgerissen und verfiel in eine optimistische und beinahe euphorische Vorfreude auf die anstehende Begegnung.
Seelig dachte ich: „Oh, Dänemark – du wunderbares Land der Nixen und Legosteine, du fruchtbarer Schoß, der duftendes Teegebäck und schweren Kirschwein gebiert. Dänemark, du Land der grundanständigen Untertanen einer sympathischen Königin, du…“. Plötzlich schwenkte die Kamera auf ein etwa 12-jähriges niedliches Mädchen, welches ihr Gesichtlein bemalt hatte. Als die Kamera auf sie zoomte, erkannte ich, dass die junge Zuschauerin auf der linken Wange eine dänische Flagge mit einer dicken Vier, auf der rechten eine österreichische Flagge mit einer dicken Null trug. Jäh schlug meine heitere Stimmung in wilden Zorn um. Was bildeten sich diese Dänen nur ein, diese Besserwisser, Gutmenschen, Fairnessfanatiker, die alles besser können, sogar das Impfen? Wir Österreicher würden es diesem überheblichen Volk gehörig zeigen. Bittere Tränen der Enttäuschung sollten über dieses widerwärtige Mädchengesicht rinnen und die schändliche Bemalung verwischen!
Mein Zorn hielt auch noch bei Spielanpfiff an – und sollte bis zum Ende der traurigen und ungleichen Begegnung währen. Ich sah im österreichischen Team Spieler auflaufen, die es in der ersten Jahreshälfte nicht einmal in den vorläufigen 200 Mann-EM-Kader geschafft hätten. Ich sah ein Gestolpere, Gezappele, Gezaudere, Plan-, Mut- und Hilflosigkeit, die nur durch den braven Schluss-(Bach)Mann und das zündschnurlose Danish Dynamite nicht in ein katastrophales Debakel mündete. Völlig frustriert schaltete ich nach 90 Minuten das Fernsehgerät ab. Nächtens träumte ich von jungen dänischen Menschen mit buntbemalten Wangen, die ihren leicht errungenen Sieg mit Kirschwein begossen. Ich hoffte im Schlaf, dass sie diesen ekelhaften Saft unter großen Schmerzen ausbrächen. Denn warum sollte nur mir zum Speiben sein?