Nach wie vor fehlt mir mein wöchentlicher Fußballplatzbesuch in einer der Unterklassen des nördlichen Waldviertels. Und was fehlt mir da am meisten? Genau, die dritte Halbzeit! Jetzt ist die dritte Halbzeit ja etwas, was es ja gar nicht geben dürfte, so ähnlich wie den Bahnsteig 9 ¾ von Harry Potter. Aber es gibt sie doch, auch wenn sich manche Teilnehmende nachher nicht mehr erinnern können, dass es sie gegeben hat.
Natürlich haben sich diesen Begriff auch wieder die Trottel und Hooligans unter den Nagel gerissen und bezeichnen ihre Schlägereien mit rivalisierenden Fangruppen vor oder nach dem Spiel als dritte Halbzeit. Das kann leicht entkräftet werden, denn das was die machen gehört nicht zum Spiel, das was wir machen hingegen schon.
In der dritten Halbzeit – die ausschließlich rund um den Ausschank des Fußballplatzes stattfindet – werden Spielanalysen (auch mit gegnerischen Zusehern) ausgebreitet, wird nach Siegen gefeiert, oder nach Niederlagen leise in große Biergläser geflennt. Die dritte Halbzeit ist ein unumgängliches Ritual, das einen Fußballplatzbesuch erst vollständig abrundet. Wer unmittelbar nach dem Schlusspfiff nach Hause geht, hat das Spiel nicht verstanden.
Doch die Hoffnung lebt, die Amateurmeisterschaften stehen vor einem Comeback, also gefährden wir die Ligastarts nicht noch in letzter Sekunde. Abstand halten, Mund-Nasen-Maske tragen und in die Armbeuge husten, damit wir einander bald wieder in unseren Clubräumen um den Hals fallen und uns abbusseln können!