„Wirst sehen – das bleibt unser einziger Punkt in der EM-Quali!“, teilte der gewohnt optimistische Patriot Dr. Ungemach unmittelbar nach Schlusspfiff des ersten Qualifikationsspiels gegen Schweden jedem mit, der es wissen oder auch nicht wissen wollte. Das Café König, ein wichtiger Stützpunkt der Redaktion, war in jenen späteren Abendstunden des 8. Septembers 2014, ebenso wie dessen Gäste, schon recht gut gefüllt. In der Tat erweckte das wenig opulente 1:1 im Heimmatch gegen die Schweden ringsum nur eine überschaubare Woge der Euphorie. Auch als man einen Monat später auf einer Kuhweide Moldaus mit Mühe den ersten Dreipünkter einfuhr, blieb die kollektive Erwartungshaltung noch auf niedrigem Niveau.
Doch es folgten überzeugende Siege gegen die generell als „uns wahrscheinlich nicht liegend“ eingeschätzten Montenegriner und Russen. Urplötzlich überwinterte man in einer völlig ungewohnten Position – der ersten nämlich. Selbst eingefleischte Skeptiker erglühten in den spiellosen Wintermonaten für Alaba und Co. Als dann das schwere Auswärtsspiel gegen Liechtenstein anstand, fürchtete man natürlich einen „Umfaller“, von denen jeder vor 1990 geborene österreichische Fußballfan ja schon mindestens ein Doppel-Dutzend erlebt hatte.
Doch eine „Schmach von Vaduz“, welche uns wieder emotional zurückwerfen hätte können, blieb aus. Im Gegenteil – es wurde immer unglaublicher! Selbst ursprünglich am Fußball völlig Desinteressierte, die bisher bei einem Ausfall der Fernbedienungs-Batterien zwecks Umschalten des Programmes lieber aus eigener körperlicher Kraft zum Fernsehgerät geschlurft waren als ein Spiel unserer Kicker mitzuverfolgen, fieberten plötzlich mit Kollers Mannen mit. Wieder 1:0 gegen die Russen, diesmal sogar auswärts – Wahnsinn! 1:0 gegen Moldawien – welch eine Konstanz auf einmal! Als man dann das einstmals so gefürchtete Schweden auswärts vorführte und 4:1 gewann (genau ein Jahr nach dem vermeintlich einzigen Punktegewinn, den wir laut Dr. Ungemach erringen hätten sollen), da gab es landauf, landab kein Halten mehr. Wie in Trance erlebten wir alle weiteren Triumphe. Ungeschlagen, Gruppensieger, EM-Teilnehmer! Gefährlicher Außenseiter der Endrunde in Frankreich! Geheimfavorit! Favorit! Europameister!“ Im Café König sind sie sich da jedenfalls schon sicher. Nur der Dr. Ungemach kommt nicht mehr. Er hat angeblich einen neuen Job beim Österreichischen Rundfunk. Er erstellt künftig am Küniglberg sämtliche Wahlprognosen, sagt man.
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