Die Löwinnen waren hungrig…

Viel Arbeit wartet noch auf Irene Fuhrmann im Trainingslager in Marbella.

19 Jahre musste das österreichische Frauen-Fußballnationalteam auf einen Treffer gegen die Engländerinnen warten. Im ersten Vorbereitungsspiel des Jahres gelangen gar deren zwei, durch einen Kopfball-Doppelpack von Abwehrreckin Virginia Kirchberger. Das ist aber auch schon das Beste, was man aus österreichischer Sicht über dieses Testspiel in Algeciras, im Rahmen eines Trainingslagers in Spanien, gegen die Lionesses von der Insel sagen kann. Sang- und klanglos gingen die Österreicherinnen mit 2:7 unter.
Das Schlechteste was man über dieses Spiel sagen kann, ist, dass es dem ORF gelang die Partie in der verstaubten Mediathek als Livestream zu verstecken. In ORF Sport+ konnte man zeitgleich die Schlagerpartie aus der zweiten Männerliga sehen. Eine verständliche Entscheidung der ORF-Programmgestalter (ungegendert, nur männliche Form), spielte immerhin der Zehnte gegen den Sechsten. Das österreichische Frauenteam spielte ja nur gegen die regierenden Europameisterinnen und Vize-Weltmeisterinnen. In ORF 1 wurde die Aufzeichnung eines wichtigen Kabarettgipfels vorgezogen und in ORF 2 gab es staatsanwältliche deutsche Krimi-Dutzendware. Doch nur auf den ORF einzuprügeln wäre unfair, man muss auch die Printmedien mitzüchtigen. Abgesehen davon, dass eine Vorberichterstattung so gut wie nicht vorhanden war, war ein Spielbericht in keiner Morgenausgabe der wichtigsten Tageszeitungen zu finden, wenn man auf dem Land wohnt. Wird ein Männerspiel um 20:45 Uhr angepfiffen, wird selbstverständlich sofort berichtet und meist schafft es auch noch ein Foto auf die Titelseiten. Aber genug gesudert, wenden wir uns endlich dem Sportlichen zu.
Und dann wenden wir uns wieder ab – mit Grausen! Wenn Irene Fuhrmann und ihr Team noch nicht gewusst haben, woran sie in diesem Trainingslager in Marbella zu arbeiten haben, jetzt wissen sie es. Die gut aufgelegten Engländerinnen zeigten jede Schwäche des Teams schonungslos auf. Torfrau Zinsberger – selbst Spielerin von Arsenal London – ist gegen England stets prädestiniert für besondere Böcke! Diesmal leitete sie bereits in der 3. Minute die Katastrophe ein, indem sie ohne Not einen leichten Ball vor die Beine von Russo prallen ließ, die aus fünf Meter Entfernung das leere Tor nicht mehr verfehlen konnte. Diese desolate Abwehrleistung setzte sich das ganze Spiel fort und am Ende kassierte das Team sieben Gegentore, soviel wie noch nie in einem offiziellen Länderspiel.
Die Engländerinnen waren passsicherer, spritziger und spielerisch um eine Klasse besser. Zwischendurch blitzte auch das Können der Österreicherinnen auf, aber es blieb Stückwerk. Sehenswert aber waren die beiden Treffer von Kirchberger allemal. Jetzt wollen wir aber nicht in schwere Depressionen verfallen. Es war das erste Länderspiel des Jahres mit fünf Trainingslagertagen in den Beinen und es ging gegen ein richtig starkes Team. In dieser Form sind die Lionesses sicherlich wieder Mitfavoritinnen auf alle Titel, die der Frauenfußball so zu vergeben hat.
Das österreichische Team kann viel aus der Partie lernen, zum Beispiel, dass man gegen eines der besten Angriffskollektive der Welt, nicht mit der letzten Linie vierzig Meter vor dem Tor verteidigen sollte, ehe es in ein paar Tagen gegen Dänemark eine Rehabilitationsmöglichkeit gibt. Diesmal live in ORF Sport +.
Und wir wollen auch die Hoffnung nicht aufgeben, dass die testosteronschwangere österreichische Sportjournaille ihrem Machismo endlich die Zügel anlegt und lernt, Sportereignisse wie das beschriebene, richtig einzuordnen und ihnen den medialen Stellenwert und jene Wertschätzung zu geben, die ihnen auch zustehen.

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