Sicherlich haben Sie es gelesen! Mein Co-Autor und Recherchehelfer Farnberger hat einen Blick – allerdings wie mir scheint, einen sehr romantischen – auf die Vorgänge rund um den SV Mattersburg geworfen. Mit Sentimentalität kommt man da nicht weiter, zumal neben dem Unglücksraben Martin Pucher nun ein weiterer Totenvogel des Fußballs kürzlich in den Medien aufgetaucht ist, nämlich Gianni Infantino, seines Zeichens FIFA-Präsident. Beide müssen sich mit Korruptionsvorwürfen konfrontieren, aber wie unterschiedlich sind die Motive!
Heißa Kathreinerle, was waren das für Fußballfeste als der SV Mattersburg erstmals in die Bundesliga aufstieg. Das ganze Burgenland – vom Neusiedler See bis Jennersdorf – war auf den Beinen und feierte nach jedem Heimspiel in dafür eigens aufgestellten Festzelten, rund um das Stadion, ausgelassene Volksfeste. Da kann man schon einmal den Überblick verlieren und Pucher wurde anscheinend von dieser Welle der Euphorie mitgerissen. Nach und nach sprengte er seine eigene Bank in die Luft, um sich sein eigenes Fußball-Luftschloss zu bauen. Aber immerhin ging es ihm in erster Linie um den Fußball. Gut gemeint ist das Gegenteil von gut! Für seine mutmaßlichen Unterschlagungen wird man ihn wahrscheinlich einsperren müssen, für seine Fußballverrücktheit sollte man ihm aber ein Denkmal errichten.
Wie anders liest sich die Geschichte des Gianni Infantino, dem Korruption bei den letzten beiden WM-Vergaben vorgeworfen wird, unter anderem auch bei jener in Katar, die man jetzt – nach langem Hin und Her – aufgrund der klimatischen Bedingungen in den Winter verlegen musste. Wo ist hier der Nutzen für den Fußball? Hier liegen also ausschließlich persönliche Motive nahe. Wundern braucht einen das nicht! Aus dem unheiligen Samen des ehemaligen FIFA-Sonnenkönigs Sepp Blatter erwuchs ein unheiliger Infantino, der nichts anderes gesehen und gelernt hatte. Im Übrigen forderte Sepp Blatter, als die Geschichte ruchbar wurde, umgehend die Suspendierung seines Ziehsohns. Eine Familie ist das, zum Schpeiben!
Jetzt hat man also zwei Totenvögel des Fußballs identifiziert. Leider nimmt die Population dieser Spezies immer mehr überhand, ihr natürliches Habitat sind die VIP-Loungen der Stadien. Mit einem Fernglas kann man sie vom Stehplatz aus beobachten, wie sie mit dem Rücken zum Spielfeld ihre Lachsbrötchen in sich hineinstopfen!