Ein wenig irre, aber alles regulär

2004 hat ja bereits Hans Krankl als Teamchef in Nordirland nach eigener Aussage mit 3:3 gewonnen. Aber das war ja irreregulär, damals. Gestern war gar nichts irreregulär und wir haben wirklich gewonnen. Mit 1:0, hätten wir ohne Torhüter gespielt, hätten wir auch 1:0 gewonnen, den einzigen aussichtsreichen Ball der biederen Insulaner setzte Boyce in der Schlussphase neben das Tor.
Hätte Boyce getroffen, wäre wieder das eingetreten, wofür das österreichische Nationalteam europaweit landauf, landab bekannt ist: Ein Spiel, in dem man in der Halbzeit mit 5:0 führen hätte müssen, dann doch nicht zu gewinnen. Doch Dank Liam Boyce blieb es beim mageren 1:0, das aber die Tabellenführung in der Nations League-Gruppe B1 brachte.
Während im Gruppen-Parallelspiel der Norweger Haaland die Rumänen allein aus dem Stadion schoss, verstümperten die Österreicher mehrmals alleinstehend vor dem gegnerischen Tor, wobei der Abstand zum Tor von 2 bis 11 Meter betrug, also man war nicht so weit weg, dass man das Tor nicht hätte sehen können.
In der zweiten Halbzeit lief es dann besser, da konnte die österreichische Nationalmannschaft keine einzige Torchance mehr herausarbeiten und man musste sich dadurch weniger ärgern. Eine Schrecksekunde hatte ich dennoch. Eben als Boyce diese Riesenausgleichschance vergab, habe ich mich im ersten Moment geärgert – und das macht mir Sorgen. Ich war vor kurzem in Lübeck und bin nun ein Fan des VfB Lübeck, der seit dieser Saison in der dritten deutschen Liga spielt. Selbstredend habe ich das neue FIFA 21-Playstationspiel ausgepackt und gleich eine Trainerkarriere mit dem VfB Lübeck gestartet, mit dem ich beabsichtige die Champions-League zu gewinnen. In einem ersten Schritt habe ich als Verstärkung eben besagten Liam Boyce geholt, der jetzt für mich die Tore schießt. Deshalb hatte ich gestern einen kurzen, verstörenden Augenblick lang das Gefühl, ich müsste zu Boyce helfen. Vor Jahren habe ich mich über meinen alten Vater lustig gemacht, weil er Realität und Virtualität nicht unterscheiden konnte. Ich muss aufpassen!
Aufpassen muss auch unser Team am Mittwoch in Rumänien, dass es in der Walachischen Tiefebene in Ploiesti keinen Tiefschlag erleidet und vor den abschließenden Heimspielen noch immer von den lichten Höhen der Tabellenführung lachen kann.

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