EM-Achtelfinaltag 4: Tschüss, Jogi!

Auch der letzte Achtelfinaltag brachte wieder Überraschungen! Die Ukraine, gegen die sich Österreich sehr souverän durchgesetzt hatte, besiegte die Schweden und steht kurioser Weise als einziges Team aus unserer Vorrundengruppe C im Viertelfinale. Zuvor galt es aber von den Deutschen Abschied zu nehmen. Der geliebte Nachbar blieb im Kampf gegen den englischen Löwen unerwartet zahnlos. Was historisch wohl noch schwerer wiegt: Nach 198 Länderspielen räumt der bundesdeutsche Trainer Joachim Löw das Feld.

Jogi nimmt also schon einige Tage früher als geplant seinen Hut. Besser gesagt, er würde seinen Hut nehmen, hätte er für einen solchen eine Verwendung. Aufgrund seiner weltberühmten Haarmatte ist das freilich nicht der Fall. Der durchaus sympathische Fußballlehrer hat bei seinem Abgang mehr Länderspiele auf dem Buckel als jeder andere Trainer und auch jeder andere Spieler in der langen Geschichte der Fußballstatistik. Dennoch gab es ein fußballerisches Vorleben: Mit 37 Jahren schon führte er den VfB Stuttgart zum Pokalsieg, woraufhin er zu höheren Weihen bestimmt war und im Juni 2003 bei der Wiener Austria anheuerte. Schon damals zeichnete sich das violette Management durch Geschick und Weitsicht aus und setzte den Deutschen schon wenige Monate später vor die Tür.

Während der Heim-WM 2006 assistierte Jogi dem charismatischen Jürgen Klinsmann im DFB-Führungsstab, um hernach das Zepter selbst in die Hand zu nehmen. Es folgte eine Ära, welche viel Licht und in späterer Folge immer mehr Schatten erzeugte. Der Weltmeistertitel 2014, mit dem 7:1 im Halbfinale gegen den Gastgeber Brasilien, wird den südamerikanischen Zuckerhut-Zauberern wohl noch lange nach dem Fällen des letzten Regenwaldbaumes in den Knochen stecken.

Spätestens vier Jahre später, nach dem blamablen Ausscheiden in der Vorrunde bei der WM in Russland, begann auch Jogis Stern zu sinken. Vermehrt zeigte er Attitüden eines alternden Gymnasialprofessors, der stur und ungeachtet aktueller Pädagogik-Trends seinen Lehrplan durchzieht. Auf der anderen Seite ließ er Beharrlichkeit vermissen, indem er beispielsweise verdiente deutsche Oldies wie Hummels oder Thomas Müller im Sinne einer Teamverjüngung aus dem Kader kickte, um sie knapp vor dem EM-Turnier wieder ins Boot zu holen.

Dass dieses Boot jetzt absoff, ist wohl nicht zuletzt auch manchem Fehler Jogi Löws geschuldet. Wahrscheinlich hätte er gleich nach dem WM-Triumph 2014 abtreten sollen. Ich persönlich verliere mit Teamchef Jogi Löw jedenfalls den einzigen DFB-Protagonisten, den ich mag und mochte. Mit Nachfolger Hansi Flick wird meine kleine Fußballwelt zumindest wieder geordneter und klarer!

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