Nun sind sie also doch draußen, die stolzen Spanier! Dreieinhalb Wochen lang wurde der Abgang der Iberer infolge ihres streckenweise unansehnlichen Spiels ersehnt, gefordert und vergeblich herbeigeschrieben – nun haben sie sich nach einer dramatischen Partie gegen die höher eingeschätzten Italiener als keineswegs schlechteres Team nach dem Elferschießen verabschiedet.
Unsere azurblauen Nachbarn dominierten eigentlich nur die Eröffnungszeremonie. Wiederum sangen die bärtigen Gesellen rund um Kapitän Chiellini die Nationalhymne „Fratelli d´ Italia“ mit schon gewohnt grimmig-entschlossener Inbrunst, während die Spanier ihrem textlosen Nationalmarsch naturgemäß mit verschlossenen Lippen lauschten.
Am Spielfeld hingegen übernahmen die Iberer das Kommando. Ihre sattsam bekannte Interpretation des Ballbesitzfußballs brachte ihnen Spielanteile von knapp 70 Prozent. Viele bezweifeln den Erfolg dieser Spielanlage. Eines kann man aber nicht abstreiten: Wenn der Gegner nur 30 von 100 Spielmomente zur offensiven Spielgestaltung über hat, dann hat er auch viel weniger Gelegenheiten sich gefährlich in Szene zu setzen. Beinahe hätte es für die Italiener trotzdem schon in der regulären Spielzeit gereicht, doch die Spanier egalisierten das Führungstor Chiesas und hätten das Spiel dann durchaus noch vor dem Elfmeterschießen für sich entscheiden können. Dort versagte aber ausgerechnet jener Alvaro Morata, dessen Ausgleichstreffer seine Mannschaft zuvor noch im Spiel gehalten hatte. Adios, Furia Roja – eure junge Mannschaft wird wohl auch künftig zu den Titelfavoriten zählen!
Viele verschiedene Männer prägten diesen schönen Fußballabend, nicht zuletzt der italienische Spielgestalter Jorginho, der den entscheidenden Elfer lässig ins Tor rollte. Der brasilienstämmige Spielgestalter war mit 15 Jahren nach Italien gekommen und musste zu Beginn seiner Jugendkarriere mit 20 Euro im Monat ausgekommen. Jetzt verdient er mit jedem einzelnen Wimpernschlag ein Vielfaches davon – es sei ihm vergönnt.
Doch auch eine Frau schob sich am Rande dieser Begegnung ins – zumindest rotweißrote – Blickfeld: ORF-Moderatorin Kristina Inhof agierte inmitten der Haudegen Prohaska und Mählich derart fachkundig und charmant, dass man ihr künftig noch größere Aufgaben wünscht – und das nicht nur bei der Frauen-EM 2022! Kristina stach übrigens ihre deutsche Kollegin, die ARD-Göre Jessica Wellmer, um Längen aus! Diese hatte im Laufe des Turniers mit verunglückten Bonmots wie „Die Italiener stehen schon mit einer halben Pizza in der KO-Runde“ für einen wahren Shitstorm gesorgt.
In diesem Sinne lautet unser Fazit nach dem ersten Finaleinzug : „Bravi, fratelli d´ Italia! Der Gorgonzola is bissn!“