Nachdem wir vor wenigen Tagen bereits die Spielstätten der EM-Gruppe A vorgestellt haben, gehen wir nun raffinierter Weise zu den Austragungsorten der Gruppe B über. Kopenhagen und St. Petersburg sind gerade einmal 1500 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Verglichen mit anderen Gruppen könnte man hier ja hier ja fast von einem „kleinen Grenzverkehr“ sprechen, in welchen sich Spieler und Funktionäre einfügen müssen. Die Fans werden aus bekannten Gründen ja zum überwiegenden Teil zuhause bleiben wollen.
Daher folgt für alle Fußballanhänger, die sich üblicherweise der Neigungsgruppe „Globetrotting“ zugehörig fühlen, ersatzweise eine neue Folge unserer beliebten Serie „EM-Orte, die Sie heuer wohl nicht besuchen werden“.
Mit Kopenhagen, wo neben Gastgeber Dänemark auch noch Finnland und Belgien aufspielen werden, verbindet mich die Erinnerung an eine Episode aus meinem früheren Interrail-Leben. Ich war Ende der Achtziger in der Verlegenheit, einen großen Geldschein (100 dänische Kronen, was damals 200 Schilling entsprach) benutzerfreundlich in kleinere Banknoten zu zerteilen. In eine Bank wollte ich in meinem zerrissenen Outfit nicht, und so kam ich auf die glorreiche Idee, in einem Supermarkt ein paar Kleinigkeiten zu erwerben und so auf geschickte Weise den Hunderter zu „zerreißen“. Schnell packte ich einige armselige Artikel, die dänische Entsprechung eines Erdbeercornettos, ein paar Packungen Chips, Kaugummi und eine winzige Magenbitter-Ampulle, in meinen Einkaufskorb und präsentierte an der Kassa den großen Geldschein. Zurück bekam ich eine halbe Handvoll klingender Kronen- und Öre-Münzen, mit denen ich nicht einmal die Busreise zum Wahrzeichen der Stadt, der „Kleinen Meerjungfrau“, finanzieren konnte.
Ebenfalls Ende der Achtziger besuchte ich auch die russische Stadt St. Petersburg, welche damals noch Leningrad hieß. Selbst aus dem bedrückenden sowjetischen Alltagsgrau, das damals im „Reich des Bösen“ (Copyright: Völkerkunde-Experte Ronald Reagan) vorherrschte, stach diese wunderschöne Stadt an der Newa-Mündung liebreizend hervor. Peter-und-Paul-Festung und Winterpalast gehören zum Beeindruckendsten, was mir städtebaulich je unterkam. In diesem Ambiente werden die russischen Fußballer Hof halten und versuchen, den Grundstein für den zweiten EM-Titel nach 1960 zu legen.
Zum Abschluss noch etwas, was die beiden beschriebenen Orte verbindet: Hätte ich in den Achtzigern mit dem Retourgeld aus dem dänischen Supermarkt in Leningrad noch locker ein mehrtägiges Krimsekt-Fest ausrichten können, so kann das heutige St. Petersburg in manchen Bereichen durchaus mit dem Preisgefüge Kopenhagens mithalten. Zum Trost also für uns Daheimbleibenden: billig wäre es da und dort nicht geworden….