Schlachtenbummlerfahrten und abenteuerliche Auswärtsreisen in fremde Länder sind wohl das Salz in der Suppe des Fanlebens. Nun – da zur Zeit nicht einmal die Suppe vorhanden ist, bräuchte man sich über das darin enthaltene Salz eigentlich gar nicht zu unterhalten. Die Euro 2021, die in etwas mehr als einem Monat beginnt, wird wohl ohne das schmückende Beiwerk unserer physischen Präsenz auskommen müssen.
Farnberger & Simon können aber auch in dieser traurigen Angelegenheit Trost bieten. Da Sie wohl kaum zu einer privilegierten Minderheit wie Spielern, Trainern, Funktionären oder Ticket-Lotterie-Gewinnern gehören, bieten wir Ihnen hier den attraktiven Ersatz eines virtuellen EM-Reiseführers für Couch-Potatoes. Wir präsentieren Ihnen in einer kleinen Serie die schönsten Spielorte der Euro 2021, die sie – geimpft oder nicht – im Juni und Juli garantiert nicht bereisen werden.
Mit den Augen des Mattenscheiben-Beglotzers werden sich die ewige Stadt Rom und Baku wohl nur wenig voneinander unterscheiden. Ein leeres oder nur traurig gefülltes Stadion unterscheidet sich kaum vom anderen. Tatsächlich haben die beiden Städte aber nur wenig miteinander gemein. Auf der einen Seite die 753 aus dem Ei gekrochene Papst-Residenz, Inbegriff des „Dolce vita“, Herz des berühmtesten antiken Imperiums und künftige Wirkungsstätte des von der britischen Insel vertriebenen José Mourinho. Auf der anderen Seite die Öl-Metropole Baku, Perle des Kaukasus, neureiches Wirtschaftszentrum am Kaspischen Meer und Heimstätte von sechs der zwölf Mannschaften der ersten aserbaidschanischen Fußballliga.
Und dennoch haben die beiden grundverschiedenen Orte eine große Gemeinsamkeit: Hier werden die EM-Spiele der Vorrundengruppe A ausgetragen. Dies unter durchaus fairen Bedingungen. Während Italien, auf der Jagd nach dem ersten Europameistertitel seit 1968, vom Eröffnungsspiel am 11. Juni weg alle Vorrundenspiele im heimatlichen Stadio Olimpico austragen muss, wird den Gruppengegnern Schweiz, Wales und Türkei ein regelmäßiger attraktiver Switch zwischen den beiden 3000 Kilometer Luftlinie auseinanderliegenden Spielorten gewährt.
Die schweizerischen, walisischen und türkischen Fußballfans, denen COVID-bedingt mehrstündige Flugreisen oder 50-stündige Landreisen zwischen Rom und Baku vorenthalten werden, müssen mit angemessenem Bedauern auf raffinierte Recherchemethoden wie Wikipedia, Baedecker-Reiseführer oder gegenständliche Kolumne zurückgreifen, um zu erkunden, welche Kulturen und städtebauliche Attraktionen die zwei eigentlich so verschiedenen EM-Stadien eigentlich umgeben…