EM-Spieltag 11: 67 Jahre mussten wir warten

Oft und oft musste hier an dieser Stelle das österreichische Nationalteam kritisiert werden, manchmal wurde es sogar mit Hohn und Spott überschüttet. Aber Farnberger & Simon sind keine Meckerböcke, sondern versuchen zu helfen, wo es geht, weil sie das österreichische Team lieben, es brauchen, ja, ohne ihm gar keine Existenzberechtigung hätten. Endlich hat es geklappt und das hat viel damit zu tun, dass Franco Foda endlich seinen Stolz hinuntergeschluckt hat und mit jener Aufstellung und Taktik gespielt hat, die Farnberger & Simon seit Jahren von ihm fordern. Ehre wem Ehre gebührt!
Viererkette, Alaba als linker Außenpracker, Grillitsch als zeitgemäßer Spieleröffner aus dem defensiven Mittelfeld, hohes Pressing und gewinnen! Alaba leistete den Assist zum Tor, Grillitsch wurde von der UEFA zum Man-of-the-Match gewählt. Noch Fragen?
Nach den ersten beiden Partien hätte wirklich niemand mit dieser Leistungssteigerung gerechnet. Die erste Halbzeit gegen die Ukraine im Entscheidungsspiel um den Aufstieg ins Achtelfinale war wahrscheinlich das Beste was wir seit Jahren von unserem Team gesehen haben. Und die Jungs von Superstar und Trainer Andrij Schewtschenko sind ja bekanntlich auch nicht auf dem ukrainischen Borschtsch dahergeschwommen. Enorme Laufbereitschaft, effektives Pressing, Passsicherheit (wo ist die auf einmal hergekommen?), mutiges Spiel nach vorne und eine Abwehr, die die schrecklichen Stürmerzwillinge Jaremtschuk und Jarmolenko – die der Niederlande so große Probleme bereitet hatten – jederzeit gut im Griff hatte. Wenn man doch auf hohem Niveau meckern will, dann kann man monieren, dass es in der Halbzeit nur 1:0 stand, Arnautovic und Laimer vergaben eine deutlichere Führung. Aber Farnberger hat bereits telepathischen Kontakt zu Arnautovic aufgenommen und herausgefunden, dass er sich die Tore für das Achtelfinale aufgehoben hat.
Das Achtelfinale! Oida! Gegen Italien im Wembley-Stadion und man kann wegen dem „Corona-Dreck“ (O-Ton Baumgartner) gar nicht so leicht hinfahren. Seit 1954 erstmals wieder in einem KO-Spiel bei einem Großereignis. Egal, unser Team darf hinfahren und versuchen den Italienern nach 30 (in Worten: dreißig) Spielen die erste Niederlage zuzufügen und ihnen nach über 1.000 (in Worten: tausend) Minuten das erste Tor zu schießen. Wir hätten einen Kompromissvorschlag: Wir spielen 0:0 und steigen im Elfmeterschießen auf. Dann würden die beiden Serien der Italiener aus dem Spiel heraus de facto halten und wir wären im Viertelfinale. Franco Foda hat seinem Team das Träumen erlaubt, wir träumen mit ihm.
Ansonsten bot der gestrige Spieltag noch eine fulminante zweite Spielhälfte der Dänen, die die Russen mit 4:1 nach Hause schickten. Rot-weiß war gestern überhaupt Trumpf, denn auch die Österreicher spielten gestern wieder einmal in ihren richtigen rot-weiß-roten Dressen. Nicht umsonst singen die Dänen immer: „We are red, we are white, / we are danish dynamite!“
Nie im Leben würden sie singen: „We are turquoise, we are black, / und spielen einen Dreck!“

Verfolge unseren Blog auf Facebook: