EM-Spieltag 13: Und Manuel ging zum Regenbogen

Der letzte Vorrundentag brachte die Wiedergeburt der spanischen Torfabrik, den Abschied Polens, die indirekte Rettung unseres ehemaligen Gruppengegners Ukraine und ein packendes Duell zwischen Frankreich und Portugal. Darüber hinaus gab es viel Licht und viel Schatten, und beides wurde von einem Regenbogen gespeist…

Eines sei vorab gesagt: Für mich als EU-Bürger sind die neuen gesetzlichen Maßnahmen des ungarischen Parlaments im Umgang mit LGBT-Menschen (Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender) absolut abzulehnen. Aus meiner Sicht ist es auch hoch an der Zeit gewesen, dass die Europäische Union ihrem Mitgliedsland Ungarn deshalb die Leviten liest. Es ist auch durchaus zu begrüßen, wenn ein großer Europäischer Dachverband wie die UEFA für Themen rund um Respekt und Toleranz Maßnahmen und Aktionen setzt. Wenn dies aber geschieht, so muss das flächendeckend und allgemeingültig geschehen und schon VOR Turnierbeginn geplant, organisiert und kommuniziert werden.

Gar nicht geht aber, dass gesellschaftspolitische Botschaften, und seien sie noch so richtig, punktuell auf einen Fußballländerkampf fokussiert werden, wie das beim gestrigen Spiel Deutschland gegen Ungarn geschah. Die ungarischen Gäste, und hier meine ich vor allem die Spieler auf dem Feld, sind allesamt keine Abgeordneten und haben das gruselige Gesetz nicht beschlossen. Ihnen mit erhobenem Zeigefinger und mit Regenbogen-Kapitänsschleife zu begegnen, ist daher auch schon wieder respektlos.

Gottlob hat die UEFA den Münchenern untersagt, die Allianz-Arena in Regenbogenfarben leuchten zu lassen. Man wusste sich zu helfen und verpasste anderen großen deutschen Fußballstadien während dieses EM-Spiels die symbolträchtigen Farben. Besonders hell erstrahlte der Fußballtempel in Wolfsburg, einer Stadt, die 1938 von einem Regime gegründet wurde, welches Homosexuelle verachtete und vernichtete.

Was kommt als nächstes? Verpassen die Deutschen beim Spiel gegen Brasilien ihrem Heimstadion die Silhouette eines abgeholzten Regenwaldes? Läuft Manuel Neuer beim nächsten Spiel gegen Norwegen mit einer Kapitänsbinde auf, die ein Wal-Baby zeigt?

Nein, ein einzelnes Fußballspiel ist nicht geeignet für politisch-gesellschaftliche Manifestationen! Vor lauter Eifer für die Einzementierung des neuen Status einer europäischen moralischen Hegemonialmacht vergaßen die Deutschen beinahe Punkte aus dem Spiel gegen Ungarn mitzunehmen. Noch zehn Minuten vor Schlusspfiff standen sie vor dem Turnieraus. Dann hätte es schwarze Armbinden gegeben…

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