EM-Spieltag 9: Nostalgie und Gegenwart

Ungarn trotzt dem regierenden Weltmeister Frankreich ein Unentschieden ab, die Tschechen führen in ihrer Gruppe vor England und wir müssen uns morgen gegen die Galizier abplagen. Kein Wunder, das sich der durchschnittlich leidende österreichische Fußballfan wieder in die Zeiten der österreichisch-ungarischen Monarchie zurückwünscht. Aber nostalgische Träume sind keine Option. Kronländer hin, Kronländer her, morgen wird es auf die Kronjuwelen in der Hose ankommen.
Doch zurück zum gestrigen Spieltag. Ich bin geläutert, überzeugt und gelobe mit dem albernen Deutschland-Bashing der letzten Jahre ein für alle Male aufzuhören (außer es bietet sich eine Gelegenheit dazu). Was die Jogi-Buam gestern geleistet haben, verdient unseren allerhöchsten Respekt. Man verliert die erste Partie gegen den Weltmeister Frankreich und muss sich im besten Fall hart kritisieren lassen, im schlechtesten Fall aber verhöhnen und demütigen. Da hat sich vor dem zweiten Spiel doch schon einiger Druck aufgebaut. Dann gerät man gegen Portugal noch in Rückstand und tanzt am Rande des Ausscheidens dahin. Viele Mannschaften hätten hier Nerven gezeigt, nicht so die deutsche Mannschaft. Vom „Muffensausen“, wie tags zuvor im Standard zu lesen war, keine Spur. Die Deutschen drängten durch druckvolles und schnelles Spiel die Portugiesen zu zwei Eigentoren und gaben ihnen dann durch Havertz und Gosens höchstpersönlich den Garaus. Das ist das Holz aus dem Europameister geschnitzt werden. Im österreichischen Team befinden sich zwar auch einige Holzgeschnitzte, aber es dürfte sich hierbei um das falsche Holz handeln. Weichholz, womöglich. Zitterpappel, womöglich.
Wie bereits erwähnt errangelten sich die Ungarn gegen Frankreich ein Unentschieden. Die ungarischen Fans haben wieder einmal deutlich erkennen lassen, dass der menschliche Verstand Grenzen hat, indem sie jede Ballberührung von Mbappé mit den beliebten „Uhuhuh“-Affenlauten bedachten. Ein Vorschlag zum Reframing: Wer stößt eigentlich die Affenlaute aus? Wer ist der athletische und elegante Fußballspieler? Na? Diese Laute könnten auch als erstaunte Bewunderung für einen ganz Großen der Fußballkunst verstanden werden: “Uh!” Die Affen säßen bei dieser Sichtweise dann auf der Tribüne und der Oberaffe, von dem alles ausgeht, auf der orbanisierten Burg von Buda.
Die Spanier setzten ihr Altherren-Kicksi-Kacksa erfolgreich fort und eroberten einen wichtigen Punkt gegen Polen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Spanier bereits in der Vorrunde auf der Strecke bleiben, die Rollatoren für den Heimtransport stehen schon bereit.
Zum Schluss noch ein Ansatz für Verschwörungstheoretiker*innen: Wenn die Türkei heute die Schweiz schlägt, dann könnte es sein, dass die Türkei mit drei Punkten ein direkter Kontrahent von Österreich um den Aufstieg ins Achtelfinale ist. Warum besetzt die UEFA dann die Partie Österreich – Ukraine mit einem türkischen Schiedsrichter? Haben die keinen anderen? Also, wenn das schief geht, dann weiß ich aber genau warum!

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