Wer hat gestern das Spiel gegen Dänemark gesehen? Es war gar nicht leicht bis zum Anpfiff durchzuhalten. Nachdem es im 2. Wiener Gemeindebezirk einen Stromausfall gab, erfolgte der Ankick erst um 22:15 Uhr. Die Ballbuben*mädchen wurden auf Grund des Jugendschutzes nach Hause geschickt, die Generation 60+ döste bereits friedlich in ihren Fernsehsesseln und die Generationen dazwischen versäumten teilweise die Partie, weil vielerorts beim Feinjustieren der richtigen Matchstimmung grobe Fehler gemacht wurden.
Am ärgsten betroffen war allerdings die ORF-Schönrednerbande, die gezwungen war, eineinhalb Stunden lang zu improvisieren und das kann nicht jeder. Dazu braucht es schon so einen eloquenten Sponti wie Rainer Pariasek. Geschliffene Wortdiamanten glänzten in der Dunkelheit, eine Pointe jagte die nächste! So waren allerlei lustige Anspielungen auf die aktuelle Situation zu hören. Von „blindem Verständnis“ und „blinden Pässen“ war die Rede, vom „Licht am Ende des Stadion-Tunnels“ wurde berichtet und von der Hoffnung den österreichischen Kickern möge „ein Licht aufgehen“. Gott sei Dank, kehrte der Strom – und mit ihm das Flutlicht – wieder zurück, ehe darüber spekuliert werden konnte, ob Österreich durch Alaba, Onisiwo und Danso einen Vorteil im Dunklen hätten. Die Humorkanonen des ORF (O-Ton Helge Payer) waren bereits knapp dran.
Dann konnte das Spiel angepfiffen werden, die Stromversorgung war wieder lückenlos hergestellt, nur nicht bei Kommentator Oliver Polzer, da schien der Fahrstuhl die oberen Stockwerke nicht erreichen zu können. Bis zur 20. Minute war er eisern der Meinung, dass Wöber in der Innenverteidigung tätig ist, obwohl dieser, mehrmals sichtbar, auf der Ersatzbank Platz genommen hatte. Selbst sein Stichwort-Kuli Helge Payer stand der Polzer’schen Indisponiertheit öfter mal ratlos gegenüber.
Zum Match: Trotz der knappen Niederlage (1:2) konnte man mit dem Auftritt der österreichischen Nationalmannschaft mehr als zufrieden sein. Selbst hartgesottene – durch viele Abgründe des Fußballsports gesegelte – Fußballexperten wie Farnberger & Simon stehen staunend da, mit offenem Mund und sehen dieselben Kicker, die sich noch vor Wochen dem Angsthasenfußball von Franco Foda verschrieben hatten, beherzt attackieren, schnell nach vorne kombinieren, kurz: selbstbewusst auftreten. Dass wir das Spiel nicht gewonnen haben, lag nur mehr an einer ärgerlichen Abschlussschwäche, aber auch ein bisserl am Schusspech.
Kollege Mählich formulierte es so: „Es ist, als würden die Zwillingsbrüder einlaufen!“ Tatsächlich spielen die Österreicher wie ausgewechselt, offenbar ein Verdienst des neuen Teamchefs Ralf Rangnick, der in kürzester Zeit einen Spielstil gefunden hat, der dem österreichischen Team passt. Freuen wir uns auf Frankreich am Freitag, wenn wir wieder so spielen können wie kürzlich gegen Kroatien und gestern gegen Dänemark dürfen wir uns auch gegen den regierenden Weltmeister Chancen ausrechnen.