Folgt nach Bronze auch noch Gold?

Lucy Bronze hatte großen Anteil am deutlichen Halbfinalsieg.

Die Engländerinnen nehmen ihre Gastgeberinnenrolle sehr ernst und haben den Tisch für Sonntag im legendären Wembley-Stadion bereits gedeckt. Ob nun die Deutschen auf Kaffee und Kuchen, oder die Französinnen auf einen kleinen Pastis vorbeischauen werden, wird heute Abend ermittelt. Aber so klar wie das Halbfinalergebnis von 4:0 von England gegen Schweden es nahelegen würde, so klar war das gar nicht.
Wenn man die Engländerinnen das ganze Turnier über beobachtet hat, kam man gar nicht auf die Idee, dass nach der Papierform eigentlich die Schwedinnen die Favoritinnen auf den Aufstieg ins Finale waren. Die Nummer 2 der Welt (nach den USA), in ihrer Heimat „Damlandslaget“ genannt, nahm bisher an allen Europa- und Weltmeisterschaften und an allen Olympischen Turnieren teil. 1984 wurden sie die ersten Europameisterinnen. Aber vergangene Meriten zählen im Fußball genau elf und die Wahrheit liegt immer im Augenblick und am Platz!
Dabei überraschten die Schwedinnen die etwas nervösen Löwinnen und hatten bereits nach 24 Sekunden die erste tolle Tormöglichkeit. Weitere – einschließlich eines Lattenköpflers – sollten folgen. Nach 20 Minuten bekamen die Gastgeberinnen die Partie aber immer besser in den Griff und nach einer guten halben Stunde erlöste Beth Mead England mit dem Führungstreffer und schraubte ihr Torkonto auf 6 EM-Treffer empor. Es ist kein Zufall, dass diese überragende Offensivspielerin bereits zweimal mit ihrem Konterfei Beiträge von Farnberger & Simon zieren durfte. Der zweite Treffer fiel knapp nach der Pause – Lucy Bronze verwertete einen Eckball per Kopf – und brachte die Schwedinnen damit in ultimativen Handlungszwang. Förbundskapten Peter Gerhardsson riskierte mit seiner Mannschaft alles und kassierte dafür noch zwei schöne Tore. Einen gelungenen Weitschussheber von Fran Kirby und eines, besonders sehenswert, mit der Ferse von Alessia Russo. Damit war die Sache klar, aber auch wieder deutlich zu klar. Das hohe Ergebnis spiegelt nicht die mutige Leistung der Schwedinnen wider. Der Unterschied lag diesmal ganz eindeutig in der Gnadenlosigkeit vor dem Tor.
Ich weiß schon, nicht einmal das Milchmädchen würde ausrechnen, dass unser Team, das gegen England nur 0:1 verloren hat, die Schwedinnen demnach 3:0 schlagen würde. Aber es ist doch irgendwie ein nachträgliches Kompliment für unsere Verteidigung, die sich gegen die effizienten Engländerinnen bislang am besten geschlagen hat.
Ob Sauerkraut oder Ratatouille besser zu Fish & Chips passt wird heute Abend entschieden. Frankreich oder Deutschland, Abwehrturm Wendie Renard oder Sturmmonster Alexandra Popp, französischer Spielwitz gegen deutsche Gründlichkeit? Die Chancen stehen fifty-fifty, das erste Elfmeterschießen scheint nicht ausgeschlossen.

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