Francos Schlupfloch

Nun ist sie also ausgestanden, die aus österreichischer Sicht eigentlich furchtbare WM-Qualifikation. Doch halt, nicht ganz! Durch die Launen der Natur und eines schrägen UEFA-Reglements darf Österreich als ein begünstigter einstmaliger Sieger einer Nations League-Gruppe im März nochmals um eines der drei begehrten Tickets für das Fußball-Mekka Katar rittern. Dies unter der Leitung des unverwüstlichen Trainer Franco Foda. An diesem Umstand konnte auch der gestrige 4:1-Erfolg gegen die Republik Moldau nichts ändern.

Über das WM-Quali-Spiel an sich ist eigentlich wenig zu berichten. Auffällig war die Besucherzahl im Klagenfurter Wörthersee-Stadion. 1800 Sportbegeisterte waren gekommen, um endlich wieder eines rotweißroten Kantersieges ansichtig zu werden. Dies ist etwa die geschätzte Personenanzahl, die sich im Schnitt bei einem Training des Eishockey-Lokalmatadors KAC versammelt. Aber gut, die Zuschauer kamen auf ihre Rechnung, Österreich dominierte die ganze Spielzeit über und gewann verdient mit drei Toren Unterschied. Die armen Moldauer konnten zumindest ein richtiges Debakel vermeiden. Der größte Sieger des Spiels hieß freilich Franco Foda. Nachdem wir allesamt – auch in diesem Blog – schon mehrmals wortreich seinen Abgang besungen hatten, tat sich für den deutschen Sportsfreund ein historisches Schlupfloch auf, durch welches er dem Rausschmiss im letzten Augenblick entkommen konnte. Günstig für ihn wirkte sich wohl auch der Wechsel des ÖFB-Präsidenten aus. Der verhielt sich wie der klassische österreichische Politiker und agierte nach dem Motto „Abwarten“. Diese Taktik, die sich ja in der gegenwärtigen COVID-Krise offensichtlich glänzend bewährt, rettete Foda den Arsch – um meinen poetisch veranlagten CO-Blogger Simon zu zitieren. Fortsetzung folgt im Frühjahr 2022.

Fakt ist, dass unser Nationalteam um mindestens eine, eher zwei Klassen schlechter spielt als noch vor zwei Jahren. Daran müssen wir uns offensichtlich erst einmal gewöhnen. Es liegt mir aber fern, mich in Spott, Häme und Ranküne zu ergehen. Vielleicht ist die defensive ÖFB-Personaltaktik nicht einmal die schlechteste. Auf Klubebene wählt man oft den völlig konträren Weg. Didi Kühbauer bescherte dem SK Rapid in den letzten beiden Jahren jeweils den Vizemeistertitel. In den düsteren Red Bull-Jahrzehnten ist dies das absolute Maximum, das ein Trainer aus seiner Mannschaft herausholen kann. Er wurde in einer Saisonphase gestanzt, in der sportlich überhaupt noch nichts entschieden ist, und geht nun – gut bezahlt – spazieren. Bei meinem geliebten LASK fiel der französische Spitzentrainer Valérien Ismaël, dank dessen grandioser Spieleinstellung die Linzer Athletiker begeisternde Spiele en suite zeigten und national wie international glänzten, im Sommer 2020 undurchsichtigen Meinungsverschiedenheiten mit Spielern, Funktionären oder weiß der Teufel wem, zum Opfer. Seitdem spielt der LASK Woche für Woche um ein Stück schlechter…

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