Frauen spielen Fußball, nicht Frauenfußball

Weiter geht die wilde Jagd nach dem Pokal

Die Viertelfinale bei der Women’s EURO sind geschlagen, die beiden freien Tage bis zu den Halbfinale nützen wir gerne um durchzuatmen und eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Wir haben sehr ansprechende Leistungen im Sinne des Fußballsports gesehen und die Favoritinnen haben sich durchgesetzt. Allerdings ist die Europaspitze merklich zusammengerückt und unser österreichisches Team gehört dazu. England war gegen Spanien bereits mit einem Fuß im Abgrund, Schweden brauchte ein Last-Minute-Tor um sich gegen Belgien durchzusetzen, die Französinnen beschlossen aus dem Spiel keine ihrer zahllosen Chancen zu nützen und nutzten dann einen Strafstoß in der Verlängerung um gegen die Niederlande weiter zu kommen und unsere österreichischen Kickerinnen haben bei der knappen 0:2 Niederlage die Deutschen mehr als nur gekitzelt. Gelacht haben die jedenfalls nicht mehr.

Was ist uns sonst noch aufgefallen?

  • Erste und wichtigste Erkenntnis: Frauen spielen Fußball und nicht Frauenfußball!
  • Wenn eine gefoulte Spielerin am Boden liegen bleibt, dann muss man befürchten, dass sie an Leib und Leben gefährdet ist. Bleibt ein Spieler am Boden liegen, dann steckt meist ein unfaires taktisches Kalkül dahinter.
  • Frauen spielen Fußball weil es ihnen Freude macht. Männer spielen Fußball weil sie damit Geld verdienen.
  • Schiedsrichterinnen sind keinen Deut besser als Schiedsrichter und der weibliche VAR ist genau so lästig wie der männliche. Fehlentscheidungen gibt es trotzdem, wenigstens das ist tröstlich!
  • Wir haben die ORF-Schönrednerbande um Rainer Pariasek, Oliver Polzer und Helge Payer überhaupt nicht vermisst. Im Gegenteil, mit der österreichischen Bundesliga sind sie wieder viel zu früh auf den Bildschirm zurückgekehrt. Ich hätte ihnen noch gerne ein paar Wochen Urlaub gegönnt.
  • Wir haben im ORF kompetente Moderationen von Alina Zellhofer, spielbezogene Kommentare von Anna-Theresa Lallitsch und äußerst wortgewandte und kluge Expertisen von Tieber, Prohaska und Burger erlebt.
  • Besonders schön habe ich gefunden, dass die – oft provokante – Häme gegenüber kickenden Frauen in meinem Bekanntenkreis (m/w/d) mit Fortdauer des Turniers immer weiter abgenommen hat und einem ehrlichen Respekt gewichen ist. Beim letzten Gruppenspiel gegen Norwegen, wurde dann bereits ausnahmslos und äußerst emotional mitgefiebert.


Schweigen müssen ab jetzt alle Ewiggestrigen, die als letzten Strohhalm einer kruden Männerargumentation, die Gleichbezahlung von Männern und Frauen im Fußball in Frage stellen. Das Interesse am Frauenfußball wäre zu niedrig, sagen sie. Der Werbewert wäre zu gering, sagen sie. Papperlapapp! Abgesehen davon, dass sukzessive immer wieder Zuschauerrekorde purzeln (wie auch jetzt wieder in England), sahen das Viertelfinalspiel Österreich gegen Deutschland über 10 Millionen Menschen im Fernsehen, in Österreich allein eine knappe Million. Einschaltquoten bei Politiker-Konfrontationen vor wichtigen Wahlen liegen immer deutlich darunter. Hier erhebt sich schon die Frage: Wer ist da eigentlich überbezahlt?*

*Ich weiß der Vergleich hinkt ein wenig, aber für eine Schlusspointe würde ich sogar meinen kapitalistischen Großvater verkaufen.

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