Im ersten von zwei Schlüsselspielen gegen die Isländerinnen um den mutmaßlichen zweiten Platz in unserer EM-Qualifikationsgruppe ging unser Frauen-Team zwar in Führung, konnte diese aber nicht über die Ziellinie bringen. Nach dem leistungsgerechten, etwas enttäuschenden und in gewisser Weise dann auch wieder glücklichen 1:1 ist unsere Elf im unmittelbar folgenden Retourspiel zum Punkten gezwungen.
Island ist ein Fußballgegner, gegen den sich Österreich nicht immer leichttat. Mit Schrecken erinnern wir uns an die EM 2016, als unser hocheingeschätztes Herren-Nationalteam durch eine Niederlage gegen den Inselstaat frühzeitig nach Hause fahren musste. Auch die Frauen verloren gegen ihre nordländischen Kolleginnen ein Freundschaftsspiel im vergangenen Jahr in Wiener Neustadt. Dennoch rechnete man sich gute Chancen aus, im dritten Qualifikationsspiel für die EM 2025 den zweiten Sieg einzufahren. Die Isländerinnen, nach zwei Spieltagen ebenfalls mit drei Punkten ausgestattet, reisten mit einem Team ohne Superstars, aber mit dem Bewusstsein der Stärke des eigenen Kollektivs ins schöne Ried im Innkreis.
In Island herrscht ja schon seit Menschengedenken die schöne Sitte, dass die allermeisten Töchter des Landes ihre Nachnamen mit dem Appendix „dottir“ versehen. Selbige Konsequenz im Gendermarking kann man den Österreicherinnen nicht nachsagen. Ganz im Gegenteil, die oberste Lenkerin des Teams nennt sich irreführender Weise sogar „Fuhr-mann“. Aber sei´s drum, es geht ja im Fußball doch eher um die Struktur im Spiel als in den Taufregistern.
Der Respekt vor den Gegnerinnen war dem rotweißroten Team von Anpfiff weg anzusehen. Der konzentrierte und etwas vorsichtige Beginn des österreichischen Spiels war aber durchaus ein angemessenes Verhalten. Zum einen wollte man nicht gleich in einen Konter der Isländerinnen laufen, andererseits war man vielleicht über die finnische Schiedsrichterin Lehtovaara irritiert, die von Minute eins weg beinahe jegliche Körperberührung ahndete.
Chancenarm verlief also die erste Spielhälfte. Ein sehenswerter Fallrückzieher von Lili Purtscheller und ein Schuss von Marie-Therese Höbinger ließen die potenzielle Gefährlichkeit der Österreicherinnen zumindest erahnen. Dem 1:0 der Gastgeberinnen in der 23. Minute ging eine Einzelleistung der sich durch den gegnerischen Strafraum tankenden und dann ebendort zu Fall gebrachten Purtscheller voraus. Die besonnene finnische Spielleiterin, die sich erfolgreich gegen jegliche unnötige Härte im Spiel stemmte, erkannte auf Elfmeter, den unsere Rekordnationalspielerin Sarah Puntigam souverän verwandelte.
Leider konnten die Österreicherinnen in der Folge aber nicht nachsetzen. Im Gegenteil, Island kam stärker auf, und über eine Egalisierung des Spielstands noch vor der Pause hätte man sich nicht beschweren können.
Auch nach Wiederanpfiff kam unser Team nicht richtig in Schwung. Herren-Teamchef Ralf Rangnick und die anderen 3787 Schaulustigen vor Ort (und wohl mindestens ebenso vielen auf Sport +) wurden einer grassierenden Feldüberlegenheit der Gäste ansichtig. Diese gipfelte in einer Aktion, welche zum zweiten Elfmeter des Tages führte. Die überaus kleinliche finnische Spielleiterin, der durchaus eine zweite Karriere im körperlosen Korbball zuzutrauen wäre, erkannte nach einem vermeintlichen Georgieva-Hands auf Elfmeter, den Viggosdottir souverän verwandelte. Danach kam noch mehr Action ins Spiel, leider war vor allem die isländische Offensive dafür verantwortlich. Beinahe hätten sie das Spiel noch völlig gedreht. Schließlich war es Torfrau Zinsberger zu verdanken, dass zumindest ein Pünktchen herausschaute. Zinsberger wird im wichtigen Rückspiel am 4. Juni fehlen, die Mitspielerinnen werden also umso mehr gefordert sein das Minimalziel eines Unentschiedens zu erkämpfen.