Wir alle müssen Abstand halten! Leider auch zum Fußballleben früherer Zeiten, das noch vor kurzem unseren Alltag bestimmt und unser aller Existenz rund um die Uhr geprägt hat. Nach der Folge-Phase des Lockdowns, der Geisterspielzeit, stehen wir immer noch gefühlte Lichtjahre abseits vom aktiven Geschehen. Unser Beruf des Fußballfans verdammt uns also noch längere Zeit zur Heimarbeit. Haben wir das einmal akzeptiert, ist der erste erfolgreiche Schritt schon getan und wir können darangehen unser tägliches Fanleben nachhaltig zu strukturieren. Hier ein paar Vorschläge:
Zu Beginn des Homeoffice-Tages des Fußballfans sollte wie üblich die gewissenhafte Vorbereitung auf alle Fußballspiele rund um den Globus stehen. Zwar wird das diesbezügliche Angebot immer dünner, aber es gibt trotzdem noch einiges zu tun. Etliche prächtige Fußballligen, welche viele von uns in den vergangenen Jahren sträflich vernachlässigt haben, etwa jene in Turkmenistan, Weißrussland oder Nicaragua, haben noch immer geöffnet. Im Prinzip folgt das Spiel Chimik Svetlogorsk-Krumkachy denselben Gesetzen wie Bayern-Real, entsprechend groß ist also das Potenzial sich daran zu erbauen.
Nach Beschäftigung mit dem fußballerischen Restgeschehen auf unserem Planeten sollte man sich dem Privatarchiv widmen. Wie lange schon haben Sie Ihre Panini-Alben, Autogrammkarten und Fotoalben Ihrer Schlachtenbummler-Reisen nicht abgestaubt? Eben!
Hernach kommt die Gesangsstunde. Altbewährte Chants wie „You never walk alone“ haben ihren Wahrheitsgehalt verloren und gehören umgetextet. Auch an den Schmähgesängen für den Referee gehört gefeilt („Schiri, du schwoaze Fledermaus“).
Ist vom Tage noch etwas übriggeblieben, kann man sich sofa-abends an seine Fußballfrau kuscheln und versuchen, dem Partner letzte Intimitäten und Kenntnisse über bislang grob unterschätzte Kulturtechniken zu entlocken. Was schadet es schließlich, wenn man seinen Fanschal schon bald selbst stricken kann?