Ich habe es schon wieder gehört! Sie haben es schon wieder gesagt! Ich kann es nicht mehr hören! Nun hat es auch der Rapid-Kapitän nach dem peinlichen Ausscheiden gegen eine Unterdurchschnittsmannschaft gesagt: „Wir haben als bessere Mannschaft verloren!“ Um diese absurde Behauptung zu untermauern, werden dann in der Regel die eigenen Tormöglichkeiten in der Nacherzählung potenziert und die des Gegners um denselben Faktor verringert. „Sie sind nur einmal vor’s Tor gekommen und haben den entscheidenden Treffer markiert!“, heißt es dann und die Journalisten und Medienleute machen fleißig mit als hätten sie die Partei selber gar nicht gesehen. Manchmal stimmt das ja auch, wie man hört!
So ein Blödsinn! Wenn die Stürmer nicht in der Lage sind ins Tor zu treffen und die Verteidiger nicht in der Lage sind, dem Vernehmen nach ohnehin sehr wenige Möglichkeiten des Gegners zu entschärfen, dann ist man nicht die bessere Mannschaft. Dann ist man die schlechtere Mannschaft und hat verdient verloren! Sinn und Zweck des Spieles ist es Tore zu schießen und Tore zu verhindern. Wenn man das nicht kann, ist man keine gute Mannschaft und schon gar keine bessere!
Ich bin in einem Zeitalter aufgewachsen, in dem die österreichische Nationalmannschaft stets als bessere Mannschaft verloren hat. Man hat den Eindruck, dass nur mangelndes Spielglück bislang einen rot-weiß-roten WM-Titel verhinderte. Das erste diesbezügliche traumatische Ereignis muss mich bereits im zarten Alter von 12, im Entscheidungsspiel gegen Schweden um die Qualifikation für die WM 1974 in Deutschland, getroffen haben. Goalie Herbert Rettensteiner holte Sandberg (der bereits das 1:0 erzielt hatte) im Strafraum von den Beinen und verschuldete damit den entscheidenden Elfmeter, Österreich verlor 1:2. Noch heute kann man im Archiv der Salzburger Nachrichten lesen, dass Österreich, „trotz drückender Überlegenheit“ verloren hätte. Wenn die Stürmer nicht treffen und ein nervenschwacher Tormann zwischen den Pfosten steht, ist man nicht die bessere Mannschaft. Rettensteiner wurde übrigens zur Halbzeit ausgewechselt (was eine sehr unübliche Maßnahme darstellte) und durch einen gewissen Friedl Koncilia ersetzt.
Akzeptieren wir doch unseren ballesterische Durchschnittlichkeit. Freuen wir uns über die Momente wo wir als schlechtere Mannschaft gewinnen, diese heißen dann Sternstunden. Beglückt wende ich mich dann wieder meinem geliebten Provinzfußball zu, wo für den harten Kern am feuchten Eck des SC Gmünd-Platzes die Dinge ganz anders liegen: Wenn wir verlieren, dann haben wir schlecht gespielt und wenn wir gewinnen, dann war stets der Gegner schwach!