Mit Löwenherzen gegen die Lionesses

Torfrau und Rückhalt
Torfrau und Rückhalt!

Die Euphorie für die UEFA Women’s EURO und rund um das österreichische Team ist sogar bis in mein kleines Provinzstädtchen spürbar. Große ORF-Berichterstattung, seitenlange Vorberichte in allen großen Tageszeitungen, Hintergrundberichte im Kulturradio Ö1, Blogs, Tweets zum Thema und die Kronen Zeitung geriert sich gar zum offiziellen Sprachrohr der österreichischen Nationalmannschaft. Das baut schon einigen Druck auf und dann noch das Eröffnungsspiel gegen den Gastgeber und Turnierfavoriten England in Old Trafford, vor knapp 70.000 Zusehenden. Das Spiel wurde zwar denkbar knapp mit 0:1 verloren, aber „unsere Mädels“ (O-Ton: Co-Kommentatorin Lisi Tieber) ließen sich nicht ins Bockshorn jagen und traten den Engländerinnen furchtlos entgegen.
In den ersten zehn Minuten gelang es uns sogar die Titelfavoritinnen mit einem hohen Angriffspressing zu überraschen, da hätten wir die eine oder andere Situation besser ausspielen können, um die Engländerinnen wirklich zu schocken. So kam es wie es kommen musste und die Gastgeberinnen gingen nach einer guten Viertelstunde in Führung. Mead überhebt Zinsberger, der Rettungsversuch via Innenlatte von Wenninger kommt zu spät. Wie schon bei der EURO im Vorjahr, als Arnautovic mit der Fußspitze bei seinem Treffer gegen Italien im Abseits stand, fand auch hier der VAR die paar Zentimeter, die der Ball über der Linie war. Nicht einmal das Netz musste sich bauschen, aber Tor ist Tor und es zählte. Aber der VAR und ich werden keine Freunde mehr und ich warte seit seiner Einführung, dass das Pendel auf die andere Seite ausschlägt und uns einmal das Glück bringt.
Danach rutschte „unseren Mädels“ das Herz eine Etage tiefer und es ist Manu Zinsberger im Tor zu verdanken, dass mit diesem knappen Rückstand die Seiten gewechselt werden konnten. In der zweiten Spielhälfte hatte man die Topfavoritinnen besser im Griff und zeigte auch selbst zaghafte Angriffsversuche. Aber sind mir sich ehrlich, für den Ausgleich hätte schon sehr viel zusammenpassen müssen. Ein paar Halbchancen aus der Distanz und unvollendete letzte Pässe in den Strafraum, mehr war nicht drin. Trotzdem war der Auftritt der Österreicherinnen couragiert und gibt Hoffnung für die beiden entscheidenden Spiele gegen Nordirland und Norwegen.
Eine geschlossene Mannschaftsleistung, eine unerhört hohe Laufbereitschaft und die wahrscheinlich beste Torfrau des Turniers, das sind die Zutaten, die uns bei dieser EURO noch weit tragen könnten. Fehlerhaftes Herausspielen aus der Defensive und eine mangelnde Chancenerarbeitung, das sind die Zutaten, die uns früh abstürzen lassen könnten. Wir sind gespannt!
Richtigerweise wurde an dieser Stelle bereits oft auf den ORF und seine Kommentatoren eingeprügelt, wir stehen aber nicht an, auch das Gegenteil zu sagen, wenn es richtig ist. Erfrischend präsentierte sich das Team rund um Studiomoderatorin Alina Zellhofer. Zellhofer selbst besticht durch hohe Fußballkompetenz, sympathische Gesprächsführung und ist eine Spur attraktiver anzusehen als Rainer Pariasek. Die Kommentierenden brüllen nicht so laut wie einer es bei den Herren ständig tut, dafür haben sie viel zu erzählen, und die Expertin heißt Prohaska. Was will man mehr!

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