Morgen-Koller

In letzter Zeit wurde in den Medien viel über die sportliche Zukunft von Marcel Koller und seine Beziehung zum FC Basel berichtet. Als ich kürzlich in aller Herrgottsfrühe auf meinem angestammten Nachrichtensender oe24.TV einen diesbezüglichen Bericht der österreichischen Reporterhoffnung Edi Finger Junior verfolgte, entfuhr es mir spontan: „Wos mocht unser Teamtrainer in Basel???“

Dieser Vorfall zeigt zweierlei Dinge schonungslos auf: Erstens: Ich teile mit meinem Idol Edi Finger junior zumindest das ehrbare Phänomen der senilen Bettflucht. Zweitens: Die Corona-Krise hat uns ein gehöriges Stück vom Geschehen rund um unser österreichisches Fußballnationalteam weggebracht. Unbestritten ist, dass wir alle einen kleinen Auffrischungskurs in Sachen Team bräuchten. Es ist so, wie wenn man eine einstmals geliebte Telenovela seit Monaten nicht mehr verfolgt und die Handlungsstränge, Haupt- und Nebenfiguren und deren Beziehungen zueinander nur mehr in vager Erinnerung hätte.

In der Tat ist ja der geschätzte deutsche Sportskamerad Franco Foda aktueller Teamchef – und das schon seit fast drei Jahren. Auch seine Bilanz kann sich sehen lassen: Sechs Niederlagen und zwei Remis stehen ganze 14 Siege gegenüber. Das letzte Spiel unserer rotweißroten Auswahl fand noch tief im Jahre 2019 statt. Das 0:1 am 19.11. gegen Lettland in Riga war nicht schön anzusehen und von sportlich nur mehr geringer Relevanz gewesen. Die Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 (???) war da – nach schwachem Start – längst eingefahren.

Die nächste Herausforderung sind die Spiele im Rahmen der Nations League. Die Heimspiele gegen Rumänien, Nordirland und Norwegen müssen wohl im Laufe des Herbstes allesamt vor leeren Zuschauerrängen stattfinden. Ein herber Rückschlag für und Fußballfans!

Neben der sportlichen Challenge wartet auf Teamchef Franco Foda noch eine weit größere Herausforderung: Infolge der langen Pause haben manche Nationalspieler einander ewig nicht gesehen – ähnlich alten Klassenkameraden beim Maturajubiläum, die sich auch nur mehr bruchstückhaft aneinander erinnern können und sich gegenseitig Kinderfotos und Golfmitgliedschaftsausweise zeigen müssen, um die menschliche Distanz zu überbrücken. Vor der eigentlichen Saisonvorbereitung muss demnach eine Reihe von Rollenspielen, Kennenlern-Übungen und Feuer-Tantras erfolgen. Erst danach hat sich das Team wiedergefunden und der Weg zur Euro 2021 kann fortgesetzt werden.

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