„Fußballfan zu sein ist in erster Linie die unaufhörliche Leidensgeschichte persönlicher Rückschläge“, formulierte es mein Freund Gerald Simon in grauer Vorzeit einmal sehr schön. Als Rapid-Fan kann er allerdings gar nicht ermessen, wie recht er hat. Von früheren Titeln satt wie die Angorakatze einer Hofratswitwe liegt er gegenwärtig in seinem Waldviertler Domizil am Sofa und betrauert das Faktum, dass sich seine Mannschaft leistungstechnisch im Niemandsland zwischen oberem und unterem Playoff eingependelt hat und sich internationale Außenauftritte von Grün-Weiß auf die solidarisch-kollektive Erntehilfe im Erdbeerland beschränken. Echtes Leiden fühlt sich aber anders an!
Mein erstes Problem: ich kam zu spät auf die Welt. Der erste und bisher einzige Meistertitel des LASK gelang 1965. Zwei Jahre später der erste (noch pränatale) Rückschlag. Niederlage im Cupfinale gegen die Wiener Austria. Durch Losentscheid – geht’s noch? Ende der Siebzigerjahre erwachte die Liebe zum Aufsteiger LASK in meinem Bubenherzen, zumal dieses schon immer für die Outlaws schlug. Die Schulzeit war geprägt von der stillen Freude über Leistungen auf UEFA Cup-Aspirantenniveau. Während des Studiums graste ich in meiner kargen Freizeit die Spielstätten des „Mittleren Playoffs“ ab und feierte den einen oder anderen unverhofften Auswärtspunkt gegen DSV Leoben oder den Kremser SC noch viele Stunden danach unter dem Wirtshaustisch. Dann kamen die dunklen Jahre der Präsidentschaft Otto Jungbauers, der aus Spargründen manche Pissoir-Muschel im Stadion abmontieren ließ, woraufhin sich manches Fanbier in fragwürdiger Konsistenz am Manne hielt. Dann der vermeintliche Aufschwung. Geld in Hülle und Fülle da – der deutsche Erfolgstrainer Friedl Rausch engagiert, Peter Stöger als Regisseur – und ganz Schlaue fuhren sogar nach Argentinien, um Diego Maradona aufzuspüren und anzuheuern – überraschender Weise vergeblich. Aber gleich darauf die nächsten Rückschläge: finanzielle Misere, Verschmelzung mit der VOEST zu „LASK Linz“, Zwangsabstieg in die Regionalliga – alles furchtbar. Seit einigen Jahren ging es nun wieder steil bergauf, bis man sich im Frühjahr 2020 als gefeierter Euro League-Fighter sogar dazu aufschwang nach 55 Jahren wieder Meister zu werden. Aber Corona kam uns gleich mehrfach dazwischen. Erst das Geisterspiel gegen Manchester United mit einem Einnahmenentgang von einer Million Euro – und dann die aktuelle Blödheit des verbotenen Kollektivtrainings. Mag sein, dass alle Akteure virusfrei waren, dafür muss sich ein anderer heimtückischer Fremdkörper in die Linzer Oberstübchen geschlichen haben. Der ultimative Rückschlag, Zukunft ungewiss, mit der üblicherweise harten Sanktion mehrerer verordneter Spiele ohne Publikum wird es aus verständlichen Gründen nicht getan sein. Fortsetzung folgt leider sicher…