Oh, du mein Mattersburg!

Und wieder droht eine schöne kleine Seifenblase in unserem schönen kleinen Bundesliga-Mikrokosmos zu zerplatzen! Nachdem sich der LASK – wie an dieser Stelle schon üppigst ausgeführt – nach einem allzu kurzen Höhenflug zurück an seinen angestammten Platz – ins Chaos nämlich – geschossen hat, droht nun auch dem SV Mattersburg gehöriges Ungemach.
Was herrschte da lange Jahre für ein vermeintliches Idyll in diesem Wulkataler Bezirksvorort! Die heimische Fußballauswahl, die sich in den Neunzigerjahren noch mit dem allseits geliebten EPSV Gmünd in der Regionalliga Ost maß, schwang sich zu Höherem auf und landete 2003 in der Bundesliga, wo sie seitdem– mit der Ausnahme von zwei Saisonen – bis heute wacker mitmischt.
Man machte vieles richtig in diesem burgenländischen Städtchen und setzte vor allem auf Kontinuität. Persönlichkeiten wie Trainer Franz Lederer und Obmann Martin Pucher, der zwischenzeitlich sogar als umsichtiger Bundesliga-Präsident agierte, strahlten im Verein Kompetenz und Ruhe aus. Nun aber steht Letzterer im schiefen Licht. Die Kalamitäten rund um den Hauptsponsor, die Commerzialbank Mattersburg, deren Vorstandsvorsitzender Pucher ist, drohen nun auch den Verein in eine wirtschaftliche Misere zu stürzen , ein Zwangsabstieg ist nicht ausgeschlossen.
„Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“, fragte Bert Brecht einmal in ganz anderem Zusammenhang. Aber ehe wir uns aufs Glatteis begeben, tauchen wir zurück ins oben skizzierte Idyll:
Da waren zu Spitzenzeiten zehntausend Fans im Pappelstadion, die allesamt mit liebenswürdiger Leidenschaft und von den umliegenden Kaschemmen auf passende Temperatur gebracht, mit ihrem Verein mitfieberten. Das Stadion geht und ging meiner Erinnerung nach nahtlos in einen riesigen Gastrobereich über. Nirgendwo sonst (außer vielleicht in Schrems und Gmünd) wurde mein Ideal vom Fußballplatz als erweiterter Heuriger so punktgenau erreicht wie dort.
Entsprechend gerne fand auch ich mich dort ein. Ich entsinne mich eines Cupspiels Mattersburg-Rapid, welches mein Freund Simon und ich zu hochsoziologischen Feldstudien nutzten. In der dritten Halbzeit stießen wir dann sogar mit Didi Kühbauer auf dessen 35. Geburtstag an. Da lag Magie in der Luft und uns drei Fußballexperten wurde mit einem Schlag klar: einer aus unserem Trio wird einmal den SK Rapid Wien trainieren. Und siehe da, der Traum ist wahr geworden! Ich hoffe sehr, dass sich die gegenwärtige Mattersburger Situation nicht zu einem Albtraum gestaltet. Es würde mir und vielen Fußballfans etwas fehlen!

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