Dank Schöpf und dem Schöpfer, die uns ein goldenes Tor in der 75. Spielminute bescherten, gewann unser Nationalteam das dritte Länderspiel binnen acht Tagen, was rekordverdächtig erscheint. Nach dem knappen Revanchesieg gegen die Rumänen sind wir in der Nations League wieder sehr gut im Rennen. Das Spiel selbst war wenig spektakulär, im Zentrum stand ein besonderer Mann, der mich gestern noch im Traum verfolgte…
Die Anfangsformation der Österreicher war ebenfalls rekordverdächtig: Eine Elf, die sich ausschließlich aus Spielern der deutschen Bundesligen zusammensetzt, gab es bislang wohl auch noch nie, nicht einmal den Deutschen selbst ist das bisher gelungen. Das Spiel fasste TV-Experte Helge Payer mit einer monatelang einstudierten Binsenweisheit zusammen, die bereits zum zweiten Mal innerhalb einer Woche zum Einsatz kam: „Ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss“. Die Begegnung wurde aber von einem Mann geprägt, der weder die österreichische noch die rumänische Staatsbürgerschaft besitzt: Schiedsrichter Daniel Stefanski aus Polen. Er übersah zwei rote Karten und die Zahl seiner Fehlpfiffe war höher als die der Fehlpässe aller Feldspieler zusammen. Nun gut, die Leistung war inferior, dass der arme Pfeifenmann aber von Kommentator Oliver Polzer mit neunzig Minuten währendem Dauerzynismus abgekanzelt wurde, ließ tief in mir, der ich einst als gefeierter Schiedsrichterassistent in unterklassigen niederösterreichische Ligen wirkte, Mitleid mit dem polnischen Spielleiter aufwallen. Ich wünschte, es wäre gar nicht so weit gekommen, und daher umfing mich heute Nacht ein Traum, der mich in die polnische Provinz führte und mich an einem Dialog im Schlafgemach des Daniel Stefanski, früh am Morgen des Spieltages, teilhaben ließ:
„Weibchen, Weibchen, ich muss jetzt aufstehen. Ich muss aufbrechen ins Stadion, in die finstere Fremde Rumäniens!“
„Daniel, Daniel, fahr nicht in die Löwengrube von Ploesti, wo sie dich schmähen und schimpfen werden. Bleib im kuscheligen Bettchen!“
Da besinnt sich der brave Schiedsrichter, wendet sich seinem Weibe zu, streift diesem das hauchdünne polnische Negligé-Imitat vom Leibe und grunzt, durchwirkt von der frischgewonnen Erkenntnis: „Du hast recht, ich bleibe zuhause: Auf Rumänien-Österreich pfeif‘ ich!“