Seit der US-Wahl 2020 voriger Woche schlage ich mir mit dem Nachrichtensender CNN die Nächte um die Ohren. Zuerst das Bangen: Gelingt Biden der Turnaround? Nun eher das Amusement: Muss die Security den Trottel wirklich aus dem Weißen Haus tragen oder geht er doch selber? In den wenigen wachen Stunden tagsüber gelingt es mir dann gerade noch das eine oder andere Fußballspiel zu verfolgen.
Eines ist mir schon aufgefallen, nämlich wie unterschiedlich der Fair Play-Gedanke doch in verschiedenen Kulturkreisen interpretiert wird. Während der letzte Rapid-Gegner, der irische Dundalk FC, auf europäischer Ebene in der Partie zuvor gegen Arsenal London in 90 Minuten kein einziges Foul beging, erkennt Donald Trump seine Niederlage nicht an. Im Gegenteil, er unterstellt seinem Gegner die Verletzung des Fair Plays. Jetzt könnte man sagen, halb Amerika stammt von den Iren ab – wo ist der Fair Play-Gedanke denn da hingekommen?!
Dundalk hat sicherlich etwas übertrieben. Wäre Felix Magath Trainer der Iren, bin ich sicher, dass er die in den Hosen der Spieler befindlichen Eier nachgezählt hätte, durch zwei dividiert und anschließend mit der Anzahl seiner Kicker verglichen hätte. Der Verdacht, dass hier eklatante Differenzen vorliegen könnten, liegt sehr nahe.
Auf der anderen Seite tut man Donald Trump dann auch ein wenig unrecht. Per Definition ist Fair Play ein Verhalten, das über das bloße Einhalten von Regeln hinausgeht. Man kann von einem Menschen kein Fair Play verlangen, wenn er gar nicht in der Lage ist, überhaupt Regeln einzuhalten. Viel Witziges und weniger Witziges durchläuft momentan die sozialen Medien. Geschenkt, aber es ist schon beeindruckend, mit welcher Grandezza Trump das Weiße Haus zur Trutzburg seiner eigenen, ganz persönlichen Blödheit macht und damit gleichzeitig allen Populisten dieser Welt die, von jenen nicht getragenen, Corona-Masken vom Gesicht reißt.
Sollte sich das Theater um Donald Trump noch weiter hinziehen, möchten wir auch unseren Beitrag leisten und sind gerne bereit, den in letzter Zeit wieder oft angesprochenen Wiener Charme nach Übersee zu exportieren: „Schleich di, du Oaschloch!“