Die Kutte macht noch keinen Mönch, aber einen Fußballfan! Schenkt man dieser Redewendung glauben, so muss man annehmen, dass es mit der Glaubensfestigkeit der geistlichen Brüder nicht ganz so weit her ist, andererseits ist es undenkbar, dass ein richtiger Fan das Hemdchen eines anderen Clubs überzöge. Vielleicht würde er es noch teilen, wie der Heilige Martin, aber auch nur mit jemandem desselben Glaubens, ein anderer würde es ja auch gar nicht annehmen und verbliebe lieber nackt und frierend.
So oft ist bereits auf die Gemeinsamkeiten von Fußball und Religion hingewiesen worden. Wie die Liturgie beginnt auch das Fußballspiel mit Gesängen, der Wochenrhythmus, der die Gläubigen in die Tempel treibt, denn was ist der wöchentliche Besuch im Stadion denn anderes als eine religiöse Wallfahrt? Fußballgötter laufen auf dem Heiligen Rasen herum, die Wertschätzung für einzelne Spieler grenzt an Heiligenverehrung und über die Leidensmystik – hier wie dort – habe ich an anderer Stelle bereits ausführlich berichtet.
Es gibt zahllose Aufsätze und wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Fußball und Religion und die allermeisten Autorinnen und Autoren kommen zum Schluss, dass es da viele, viele Gemeinsamkeiten gibt. Warum dann, in aller Welt, werden der Fußball und die Religion in der herrschenden Corona-Krise nicht auch gleich behandelt. Während sich die Kirchenfans bereits wieder ungehindert auf ihren Sitz und Stehplätzen breit machen dürfen, bleiben die Fußballfans weiterhin ausgesperrt.
Ja, die Spieler der ersten und zweiten Liga dürfen wieder ihren Beruf ausüben, aber die Amateurligen sind nach wie vor im Lockdown. Das wäre so, als dürften nur Kardinäle und Bischöfe eine Messe in leeren Gotteshäusern lesen, der einfache Landpfarrer jedoch müsste sich mit ein paar Segenswünschen beim dörflichen Frühschoppen begnügen. Wenigstens hier bereits ohne Mund-Nasen-Schutz, vielerorts aber trotzdem mit einem ordentlichen Fetzen.
Es ist eine Schande! Sperrt die Kirchen zu, oder die Stadien auf! Hat sich das eigentlich schon irgendjemand angesehen, ob das überhaupt verfassungskonform ist?