Stille!

In Kriegszeiten, so müssen wir nun lernen, stirbt zuerst die Wahrheit – und gleich darauf auch die Heiterkeit. Wie mein Co-Chronist Simon schon vorab erklärt hat, sehen wir momentan keinen Platz für Schmäh, Schmähung und Süffisanz – selbst wenn es um unsere erfolglosen Kicker geht. Diese hätten im gestrigen WM-Qualifikations-Ausscheidungsspiel in Wales auch in Friedenszeiten keinen Grund zur Freude geliefert. Adäquat zur düsteren Grundstimmung ließen sie selbstverständlich auch den nötigen Spielwitz vermissen…

Was macht einen hochbezahlten und berühmten Star von Real Madrid aus? Er tut das, was von ihm erwartet wird: er läuft – ungeachtet von Krisen seiner Person und seines sportlichen Umfeldes – bei megawichtigen Spielen zur Höchstform auf, liefert ab, kommt, sieht und siegt! Selbstverständlich ist hier nicht von David Alaba die Rede, sondern von seinem walisischem Kapitäns- und Klubkollegen Gareth Bale! Dieser war für seine Mannschaft der absolute Matchwinner, steuerte ein Zauberfreistoßtor bei und legte einen ebenso schönen zweiten Treffer nach. Alaba trat auch einen Freistoß, köpfte dabei drei bis vier Regenwürmer, und ließ auch darüber hinaus jene Eigenschaften vermissen, die einen wichtigen Sieg möglich machen. Seine anderen Kollegen – mit Ausnahme des Keepers – machten es ihrem David nach. Natürlich hätte man früh mit 1:0 in Führung gehen können, wenn Baumgartner nicht die Latte, sondern das Viereckige darunter getroffen hätte. Natürlich hätten wir rasch das 1:0 von Wales egalisieren können, wenn der aussichtsreich mit dem Ball auf das Tor zusprintende Arnautovic nicht kläglich verstolpert hätte. Natürlich hätten wir aber auch relativ früh in der zweiten Hälfte mit 0:3 oder 0:4 hinten sein können, wenn Heinz Lindner nicht ein paarmal glänzend gehalten hätte und wir uns einen – mehr als möglichen – Elfer eingefangen hätten. Bitteres Fazit: das Resultat, das uns nun endgültig von der WM in Katar fernhält, ging völlig in Ordnung.

„Alle sind still in der Kabine“, resümierte Arnautovic nach dem Spiel. Klar – was soll man auch viel dazu sagen? Recht mundfaul verhielt sich auch der neue ÖFB-Präsident Milletich. Dieser speiste den enttäuschten österreichischen Fußballfan mit nichtssagenden Floskeln aus längst überwunden geglaubten früheren Jahrzehnten ab. SELBSTVERSTÄNDLICH bleibe Franco Foda beim nächsten Spiel auf der Bank. NEIN, man habe noch nichts entschieden. Man müsse die Ereignisse erst einmal ÜBERSCHLAFEN. Als hätte man über den Winter nicht zig Nächte gehabt, um über das durchaus realistische Szenario nach dem Wales-Spiel nachzudenken, das sich nun tatsächlich manifestiert hat. Also, Stille!

Verfolge unseren Blog auf Facebook: