Die Schande des Kegelvereins

Die internationale Fußballwelt fokussiert sich derzeit auf die Endphase der Champions League-Saison. In Österreich ist die Spielserie 2019/20 schon vorbei. Gottseidank! Nach Corona-Trainingsschummeleien, frauenfeindlichen Transparenten und der Sistierung des SV Mattersburg kam es am Ende noch zu einem unrühmlichen Tiefpunkt – nämlich zur Schande des Kegelvereins!

Der Floridsdorfer AC war einstmals ein ansehnlicher und ehrenvoller Verein. Vor 102 Jahren wurde der 1904 im 21. Wiener Gemeindebezirk gegründete Klub österreichischer Fußballmeister. Nach diesem frühen Höhepunkt agierte man in den folgenden Jahrzehnten zumeist auf dritter und vierter sportlicher Ebene, blieb aber stets ein geschätzter Sportverein. In den letzten Jahren ging es wieder bergauf. Bekannte Ex-Fußballer wie Thomas Flögel oder später Andreas Heraf brachten einen Aufschwung, der bis in die zweite Liga führte. Im Sommer 2020, am letzten Spieltag der  Österreichischen Ersten Liga (die ja trotz des stolzen Namens nur die zweithöchste Spielklasse ist), ließ sich der FAC in unappetitlicher Art und Weise vom SV Ried mit 0:9 abschlachten und mutierte somit zu einem Kegelverein, den man in „Alle Neune Floridsdorf“ umbenennen sollte.

Was um alles in der Welt ist in diese Truppe gefahren? Immerhin ging es für die Aufstiegs-Aspiranten Ried und Klagenfurt im indirekten Duell um den millionenträchtigen Aufstieg in die Bundesliga. Was um alles in der Welt ist in die Betreuer und Funktionäre gefahren, die etliche Schlüsselspieler schon vor dem Ried-Spiel in den Urlaub entließen, von welchem sie heitere Strand-Postings abfurzten? Man hätte meinen können, die durchgängige Absolvierung der ultrakurzen Corona-Saison 2020 wäre für Österreichs Kicker zumutbar gewesen!

Zurecht ist der durch die Selbstaufgabe des FAC ausgebootete Verein Austria Klagenfurt zutiefst erbost und versucht nun beim Ethikkomitee der Bundesliga Konsequenzen zu erwirken. Leider ist die einzig logische Konsequenz – der Zwangsabstieg des Kegelvereins FAC – keineswegs vorgesehen. Schließlich wurde jenen heurigen Schülerinnen und Schülern, die eine Gesetzeslücken nutzten und bei der Deutsch-Matura leere Blätter abgaben, die Reife auch nicht abgesprochen.

Apropos Klagenfurt! Auch dort gab es im Spiel gegen Wacker Innsbruck ein seltsames Ergebnis (1:6). Dieses Torfestival gereichte Austria Klagenfurt angesichts des 9:0 von Ried allerdings zur schlechteren Tordifferenz, wodurch der Aufstieg der punktegleichen Kärntner flöten ging.

Wacker Innsbruck, der vielfache Meister und Traditionsverein eines Bruno Pezzey, eines Werner Kriess, eines Kurt Jara und vieler anderer einstige Ikonen, hat mit diesem Sechsertragel übrigens für eine weitere Schande gesorgt. Aber das ist eine andere Geschichte!

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