Was für eine großartige finale Episode einer grandiosen 13. Frauenfußball-EM! England, das in den letzten Jahren eigentlich nicht viel zu lachen hatte, erlebte einen glanzvollen, fast kitschigen Schlusspunkt. 56 Jahre nach dem Triumph ihrer Urgroßväter wiederholten die Lionesses den Wembley-Erfolg über Deutschland. Dem Jubel waren keine Grenzen gesetzt, oder eigentlich doch – dazu aber ganz zum Schluss dieser finalen Betrachtung…
Auch wenn in der Autorenzeile Claus Farnberger steht, so ist diese vorliegende Besprechung des Women’s EURO-Finale England gegen Deutschland doch eine Gemeinschaftsproduktion des bekannten und beliebten Fußballautoren-Duos Farnberger & Simon. Wir hatten eine gute Kinderstube und wissen deshalb, was sich gehört. Farnberger & Simon erweisen den herausragenden Leistungen der Frauen bei der abgelaufenen EURO dadurch Referenz und Respekt, indem sie beide am Abschlusstext dieser EURO mitwirken.
Die Hauptakteure der österreichischen Bundesliga hatten offenbar keine gute Kinderstube und wissen nicht, was sich gehört. Wenn das österreichische Männerteam ein Freundschaftsspiel am Affenfelsen von Gibraltar austrägt, dann darf zur selben Zeit nicht einmal der SV Eibenstein gegen die SVU Dietmanns angesetzt werden. Wenn jedoch ein Europameisterschaftsfinale der Frauen auf dem Spielplan steht, dann ist es ganz selbstverständlich, dass zeitgleich eine halbe Bundesligarunde in Österreich gespielt wird. Geht’s noch? Das ist Diskriminierung! Das ist respektlos! Das ist letztklassig!
Jetzt aber wirklich zum Finale England gegen Deutschland, ein Spiel, das sich wahrlich die ungeteilte Aufmerksamkeit der österreichischen Fangemeinde verdient gehabt hätte! Im Vorfeld hatte alles von einem Duell der Torjägerinnen Beth Mead gegen Alex Popp gesprochen. Dieses war allerdings nicht der Stoff, aus dem die finale Geschichte geschrieben wurde. Erstere musste verletzungsbedingt schon nach einer Stunde das Spielfeld verlassen, Zweitere kam wegen muskulärer Probleme erst gar nicht zum Einsatz. Es war vielleicht gerade der Ausfall „Poppis“, welcher die enge Partie zugunsten der Gastgeberinnen entschied. Es ist aber müßig darüber zu philosophieren, ob nicht eine im Fünfer herumhumpelnde Popp für mehr Torgefahr bzw. Effizienz gesorgt hätte als ihre unversehrten deutschen Mitstreiterinnen. In jedem Fall hielt die Elf von Martina Voss-Tekelenburg tapfer dagegen und ließ sich weder vom furiosen Auftakt noch vom Bilderbuchhebertor Ella Toones verängstigen. Die brave Lina Magull brachte ihr Team in die Verlängerung, wo ausgerechnet Einwechselspielerin Kelly in Gerd Müller-Manier das 2:1 erstocherte. Bei diesem Spielstand blieb es. Es war hernach wie im Märchen: Die siegreichen Lionesses hüpften wie weiße Geißlein zu den Klängen von Neil Diamonds Klassiker „Sweet Caroline“ und unter dem Beifall der 90.000 Fans über den heiligen Rasen. Selbst die ansonsten so coole Trainerin Sarina Wiegmann, die vor fünf Jahren schon die holländischen Leeuwinnen zum Titel geführt hatte, konnte sich der Ausgelassenheit des Moments nicht entziehen. Am Ende des Triumphspalieres wartete sogar ein echter Prinz auf die Siegerinnen. Mehr geht nicht für eine englische Sportlerin!
Für das Bild des Tages sorgte allerdings die Siegestorschützin Chloe Kelly. Nach dem kürzlich beschriebenen Grusel-Jubler der Deutschen Alexandra Popp erfand sie den „Busen-Jubler“. Berauscht von ihrem Treffer in der 110. Spielminute riss sie sich das Trikot vom Leibe und präsentierte der verzückten Menge ihren prächtigen BH, was prompt mit Gelb geahndet wurde. Ein einziges Mal sei den braven und aufgeklärten männlichen Verfassern dieses EM-Blogs ein artgerechtes Murren erlaubt: Dass eine Frau, die sich freiwillig auszieht, auch noch bestraft wird – dazu darf es eigentlich niemals kommen…