Nachdem Gerald Simon zuletzt die penetrante Dominanz der Salzburger im heimischen Fußball beklagte, haben sich die Ereignisse überschlagen. Nach Mattersburg im vergangenen Jahr drohen die gierigen Bullen mit der Wiener Austria eines weiteren Konkurrenten verlustig zu werden. Der violetten Zuckerbäcker-Combo vom Favoritner Verteilerkreis droht aufgrund schlechter sportlicher und miserabler wirtschaftlicher Performance sogar der Zwangsabstieg.
Nur die Älteren unter uns können sich – frei nach Sportveteranen Simon – noch daran erinnern, dass es außer Red Bull Salzburg früher noch andere österreichische Meister gab. Die letzte Mannschaft, der dies in dieser grauen Vorzeit-Dosen-Ära gelang, war – erraten! – die Wiener Austria. Der Titel im Jahre 2013 öffnete damals sogar das Tor in die Champions League. Doch gemacht hat man daraus herzlich wenig! Es folgte der freie Fall eines österreichischen Traditionsklubs, der immerhin 24 Meistertitel und 27 Cupsiege anhäufte, und der schon zweifacher Mitropacupsieger war, als man auf Salzburger Almen noch mit Dung gefüllte Kuheuter vor sich hertrieb.
Der Abstieg ist untrennbar mit dem Aufstieg eines gewissen Dietrich M. verbunden. Der Wirtschafts- und Marketingpionier entwickelte schon in jungen Jahren großen Unternehmergeist und erwarb dereinst in einem asiatischen Tiermarktviertel um zwei Schachteln Salzburger Mozartkugeln die Rezeptur für ein blutdruckhebendes Zuckerwasser, mit welchem er bald den ganzen Globus überschwemmte, Formel I und den Fußball für sein Imperium vereinnahmte und die österreichische Kickerlandschaft in eine öde Salzburger Hegemonie verwandelte. Und jetzt kommt es aber: Statt dass sich die wirtschaftlich und sportlich hoffnungslos unterlegenen Konkurrenten mit dieser Übermacht abfanden, stürzten sich viele erst recht in ökonomische Abenteuer. Was läuft hier eigentlich falsch, wenn man Jahr für Jahr und Woche für Woche auf Augenhöhe mit Hartberg und Altach um ein paar Restpünktchen rittert und trotzdem 80 Millionen Euro Schulden anhäuft? In Wahrheit kann es für die elf nicht in Salzburg beheimateten Bundesligaclubs nur eines geben: redlicher Kampf um die Plätze 2 bis 12, das aber ohne jegliches wirtschaftliches Risiko. Nur Amateurbetrieb, Zuwendungen für die Spieler gibt es nur im Rahmen eines mittelalterlichen Tauschhandels. Beispiel: Wenn man etwa (nach der COVID-Krise) in der Kantine eine Wurstsemmel verkauft, dann kann man einen besonders tüchtigen Spieler ebenfalls mit einer Wurstsemmel belohnen. Darüber hinaus soll es auch keine Abstiege mehr geben, und schon gar keine Zwangsabstiege. Bevor diese seriösen Überlegungen reifen und greifen, kann es aber für die einstmals wegen ihrer überragenden filigranen Spieltechnik ehrfürchtig als Zuckerbäcker apostrophierten Austrianer zu spät sein…