Was hätte das für ein toller Fußballabend werden können! Österreich hielt im abschließenden Nation League –„Heimspiel“ lange Zeit gut mit dem Gegner mit, ein Verbleib in der obersten Spielklasse schien durchaus im Bereich des Möglichen. Doch dann griff Trainer Rangnick unordnend ins Spielgeschehen ein und vercoachte dadurch die ganze Partie. Eine Niederlage, die wirklich nicht hätte sein müssen…
Schon vor Anpfiff stand fest, dass ein Großteil der im Praterstadion versammelten Einheimischen zu den kroatischen Gästen hielt. Somit konnte man die Geburt eines neuen Phänomens erleben – jenes des „Heimnachteils“. Der Fußballverband des Vizeweltmeisters wäre angesichts dieses euphorischen Umfeldes gut beraten, richtig wichtige Spiele der kroatischen Mannschaft künftig allesamt in Wien auszutragen – und nicht in der emotionsarmen Atmosphäre der Hauptstadt Zagreb oder gar in der dalmatinischen Stimmungswüste von Split.
Beflügelt von dieser einzigartigen Stimmung legten sich die Kroaten von Anfang an voll ins Zeug. Luka Modric, der mit 154 Einsätzen noch um ganze 50 Länderspiele mehr auf dem Buckel hat als unser neuer Rekordinternationaler Marko Arnautovic, sorgte schon nach wenigen Minuten für die kroatische Führung. Schon fürchtete man, dass das Spiel auf ähnlich schiefer Ebene ablaufen würde wie jenes kürzlich gegen die Franzosen. Ein etwas glücklicher Treffer Baumgartners (erstmals in der ÖFB-Geschichte waren die VAR-Götter auf unserer Seite und ignorierten das klare Abseits im Angriffssaufbau) brachte den ersten Wendepunkt des Spiels. Plötzlich agierte unser Team so wie wir es uns immer wünschen würden, produzierte schöne Spielzüge und hätte zur Pause eigentlich führen können/sollen/müssen. Nach Wiederanpfiff verflachte das Spiel etwas. Die Kunde aus Dänemark, dass Frankreich im Parallelspiel überraschend zurückläge, nährte die Hoffnung, sich durch einen Sieg sensationell in der obersten Spielklasse zu halten. Man träumte schon vom erlösenden Siegestor – mutmaßlich von Arnautovic erwirkt.
Nach etwas mehr als 60 Minuten folgt aber Wendepunkt Nummer 2. Da greift der rotweißrote Regisseur gnadenlos vom Spielfeldrand aus ein. Der weise Coach Rangnick verwandelt sich in das Kleinkind Ralf, das eine Stunde lang konzentriert und eifrig seine Bauklötze zu einem wunderbaren Gebäude getürmt hat, dann aber urplötzlich die Freude am kreativen Spiel verliert und in einer Sekunde infantiler Impulsivität die Trägersteine aus dem Artefakt zieht und somit selbiges spektakulär zu Fall bringt. Arnautovic raus – dafür ein Mitspieler rein, dessen Name nur Fachleuten mit UEFA-lizenzierter Ausbildung zum Nachwuchs-Scout geläufig ist. Der glänzende Trimmel auch raus, die tadellos funktionierende Dreierkette mutiert von einer Minute auf die andere zu einem rissigen Viererfädchen. Manöver wie zu schlimmsten Foda-Zeiten! Niemand kannte sich mehr aus, am allerwenigsten die so wild durcheinandergewürfelten österreichischen Spieler. Binnen drei Minuten fingen sie sich zwei Treffer ein, welche die unnötige 1:3-Niederlage besiegelten.
Nach Spielende gab – der nun wieder in Erwachsenengestalt rückverwandelte – Rangnick zerknirscht zu, dass er die Partie vercoacht hatte („Würde ich so vielleicht nicht wieder machen“). Trotzdem ärgerlich, Ralf! Süßigkeiten für diese Woche gestrichen!