Das Fußballmärchen vom Schnabelholz

In einer engen und umkämpften Partie schien es zuerst, als könnten Österreichs Fußball-Damen ihren Traum vom ersten vollen Erfolg in der Nations-League schon frühzeitig begraben. Über den Kampf fand man aber ins Spiel und ging schließlich erschöpft und glücklich als Siegerin vom Feld.

Tief im Westen des Landes, in der Gemeinde Altach im Bezirk Feldkirch, liegt eine Sportarena mit einem der schönsten Ursprungsnamen, den man im österreichischen Fußball findet. „Schnabelholz“ lautete die Bezeichnung der schmucken Sportanlage bis 2007, ehe dieser fast märchenhaft anmutende Name der hippen Bezeichnung eines marktführenden Wettanbieters weichen musste. „Schnabelholz“, damit könnte man einen idyllischen Zufluchtsort von Enten und Schwänen assoziieren, welcher die darin Geborgenen von den Unbilden der bösen Welt abschirmt und Gutes glücklich gedeihen lässt.

Vielleicht war es ein gutes Omen, dass die österreichische Damennationalmannschaft ihr drittes Nation-League-Spiel in ebendiesem „Schnabelholz“ bestritt. Nach einem Remis und einer knappen Niederlage sollte gegen Portugal der erste Sieg folgen.

Aber schon nach 37 Sekunden hätte Österreich mit 0:1 zurückliegen können. Ähnlich wie bei der knappen Heimniederlage gegen Frankreich kam das Team von Irene Fuhrmann nicht gut ins Spiel. Die Portugiesinnen, immerhin Teilnehmerinnen bei der WM letzten Sommer, wo sie den USA ein Unentschieden ertrotzten, wirbelten munter und leichtfüßig in der Angriffszone herum. Vor allem Jessica Silva stellt die Abwehr vor riesige Probleme. Nach vorne ging wenig, die Pässe kamen nicht ans Ziel, und die Balldominanz der Gäste ließ kaum Verschnaufpausen zu. Den Unterschied zum Frankreich-Spiel machte vor allem Torfrau Manuela Zinsberger aus. Während die Arsenal-Keeperin Ende September durch einen schweren Patzer einen frühen Rückstand verschuldete, hielt sie diesmal ihren Kasten in den ersten beschwerlichen 45 Minuten rein. Mit mehreren blitzsauberen Paraden und forschem Stellungsspiel machte sie ihren seinerzeitigen Fehler gegen die Bleus mehr als wett.

Es bedurfte zudem auch einer guten Portion Glücks, um vor dem Pausenpfiff nicht hoffnungslos zurückzuliegen. Die 4800 Zuschauer:innen fühlten sich in der österreichischen „Frauenfußball-Hochburg“ Schnabelholz aber weiterhin geborgen, zeigten sich geduldig und unverzagt, als ahnten sie schon in jenen schweren Augenblicken eine spätere Wende zum Guten.

Dennoch machte sich angesichts der mauen Vorstellung in der ersten Spielhälfte eine Mischung aus Überraschung und Enttäuschung im Fanherzen breit. Hatte man nicht eigentlich erwartet, im europäischen Spiel der Kräfte schon weiter vorne zu sein? Hatte man sich nicht den Portugiesinnen ebenbürtig gewähnt? Hatte man nicht sogar drei Punkte im Bereich des Möglichen verortet?

In Spielhälfte erfolgte gottlob erneut ein „Déjà-vu“, diesmal eines der angenehmen Art. Wie beim Spiel gegen Frankreich traten die Österreicherinnen urplötzlich wesentlich couragierter auf. Mit begeisterndem Zweikampfverhalten zwang man das Spielgeschick auf seine Seite. Die logische Folge waren etliche Torchancen deren wohl beste die sichtlich durch eine Verkühlung mitgenommene Laura Feiersinger vorfand. Ihr Schuss ging aber am Tor vorbei.

Bezeichnend für den Spielverlauf war der erlösende Führungstreffer der Österreicherinnen. Nach einer gefährlichen Aktion Zadrazils schoss die eine portugiesische Verteidigerin die andere an, der verwirrte Ball fand den Weg ins Netz.

Nun spielte man befreit auf, Lohn dafür war das wunderschöne 2:0 von Barbara Dunst, die wenige Tage zuvor in der Champions League für ihren Stammverein Frankfurt erst einen Hattrick erzielt hatte. Nun schien alles klar, doch da zeigten die Portugiesinnen, dass sie durchaus noch etwas gegen die Niederlage einzuwänden hatten. Beim Schuss von Tatiana Pinto in der 81. Minute wehrte noch die Latte ab, eine knappe Viertelstunde später gelang aber durch selbige der Anschlusstreffer. Doch es war zu spät, Österreich brachte den ersten Nations-League-Sieg ins Trockene! Was für eine enge Partie! Vielleicht kein richtiges Fußballmärchen im Schnabelholz, aber eine bewegende Geschichte mit gutem Ende. Wir freuen uns auf das Rückspiel in Portugal!

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