Mancherlei gibt es, über das man sich getrost lustig machen kann. Die einfachste und unverfänglichste Form ist es, sich selbst zum Trottel zu machen. Zynischer, gemeiner und bedeutend grenzwertiger ist es da schon, sich über die Krummbeinigkeit oder das herabhängende Skrotum eines Mitmenschen zu mokieren. Und dann gibt es Dinge, die sollte man tunlichst unterlassen. Spott über so hehre Dinge wie Fußball oder hohe christliche Festtage ist zurecht verpönt.
Da jedoch die einzige Existenzgrundlage dieses schönen Fanblogs die liebevolle Veralberung unseres Fußballs und dessen ProtagonistInnen ist, haben die Autoren längst jegliche Beißhemmung verloren und scheuen auch vor einer Persiflage des heutigen Allerseelentages nicht zurück.
Das Gedächtnis aller Seelen wird im Kirchenjahr am 2. November begangen, einen Tag nach dem Hochfest Allerheiligen. Durch Gebet, Fürbitte, Almosen und Friedhofsgänge gedenken die Menschen aller armen Seelen im Fegefeuer. Nach altem Volksglauben steigen die Seelen der Verstorbenen vom Fegefeuer auf und ruhten für kurze Zeit aus. Da wir unser aller Seelen bedingungslos dem Fußball verschrieben haben, drängen sich gerade am Vortag des nächsten bundesweiten Lockdowns eine Menge Assoziationen auf. Fürwahr waren wir schon oft genug im Fegefeuer. In Zeiten, als man gegen Schweden nicht nur im Eishockey 0:6 verlor (so geschehen 1991) oder gegen Spanien gar 0:9 unterging (1999) war das sogar der Hauptwohnsitz der österreichischen Fußballfans. Da halfen nicht einmal Gebete, Fürbitten und Almosen (exzessiver Ankauf von Fan-Devotionalien). Auch Pilgerungen zur Friedhofstribüne gehörten – zumindest für Sportklub-Fans – zum Fußballalltag. Mittlerweile stieg unser Fußball-Nationalteam aus diesen grausigen Gefilden auf, unsere Fanseelen müssen hingegen vorerst ausruhen. Friedhöfe sind im Vergleich zu Fußballstätten aller Spielklassen letzte verbliebene Orte der Massenversammlungen.
Und dennoch – kein christliches Bild ohne die vage Hoffnung auf Erlösung, das ja in der katholischen Auslegung den Gegenbegriff zur Verlorenheit darstellt. Diese Verlorenheit wir von der virtuellen Synonym-Suchmaschine „Woxikon“ mit Kontaktarmut gleichgesetzt. Und das ist in Anbetracht unserer gegenwärtigen Situation dann doch ein wenig zum Schmunzeln – oder?