Vokuhila und Prinz Eisenherz

Mein Ziel ist es in diesen dunkeln Zeiten eine Kolumne zu schreiben, in der Corona oder Covid 19 oder Virus nicht vorkommen. Kein leichtes Unterfangen, da bleibt einem nur ein konzentrierter Blick in den Rückspiegel. Unter dem Titel „Schätze aus dem Archiv“ erfüllte mir der ORF einen, ohnehin schon lange gehegten Herzenswunsch. Er zeigt Fußballspiele aus früheren Jahrzehnten mit – und das ist besonders wichtig – dem Originalkommentar und nicht einer lächerlichen aufgesetzten Expertise mit heutigem Wissen.
In dieser Reihe konnte ich mir noch einmal den 2:0-Sieg der österreichischen Fußballnationalmannschaft gegen Algerien bei der WM 1982 in Spanien ansehen. Einige Dinge waren hier besonders auffällig: Die österreichische Nationalmannschaft spielte gar nicht so schlecht, wie ich das eigentlich in Erinnerung hatte. Ich war damals knusprige 21 und hatte vom Kicken offensichtlich so viel Ahnung wie die sprichwörtliche Kuh vom Spielen eines beliebigen Musikinstruments. Wir hätten zweifellos höher gewinnen können. Lag es am australischen Schiedsrichter Tony Boskovic, oder war es der Trend der Zeit, Fouls wurden nur im Notfall gepfiffen und der Kommentar von Hans Huber beschränkte sich weitgehend auf das Aufzählen der Namen der ballführenden Spieler. Wobei er es auf eine gefühlte Trefferquote von ungefähr 80% brachte, bei den Österreichern, die Quote der Algerier kann ich nicht beurteilen. Das absolute Highlight aber waren die, der Zeit entsprechenden Frisuren unserer Kicker: Krankl, gepflegt konservativ, sah eher aus wie ein bosnischer Gastarbeiter, denn ein Millionenstürmer, der leider bereits verstorbene Bruno Pezzey mit einem klassischen Vokuhila und hätte Walter Schachner keinen Schnurrbart getragen, wäre er mit seiner Minipli glatt als Bravo-Starschnitt jeder beliebigen deutschen Schlagersängerin geeignet gewesen. Schneckerl sah aus wie Schneckerl und Friedl Koncilia wie Prinz Eisenherz.
Eineinhalb Stunden beste Unterhaltung, Reminiszenzen ohne Ende, sentimentale Glücksgefühle über einen Sieg, der 28 Jahre zurück liegt, mehr kann man von einem Fußballspiel nicht verlangen. Und deshalb wollen wir es wieder zurückhaben, verdammt noch mal! Unser Fußballspiel!

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