Vom strahlenden Lächeln unter dem Torriecher

Momentan hat Beth Mead die Nase vorn

Mittlerweile hatten wir die Gelegenheit, jedes Team der Women’s EURO zweimal zu beobachten. Und was wir gesehen haben, macht Lust auf mehr: eiskalte Vollstreckerinnen, enorme Laufbereitschaft, technische und taktische Finessen und vor allem Freude, Freude, Freude am Spiel. Wo beim Torerfolg die Männer eine staatstragende Miene aufsetzen, als hätten sie die Welt gerade noch vor einer atomaren Katastrophe gerettet, dort lachen die Frauen aus ganzem Herzen und zeigen ein strahlendes und brillantes Lächeln, das jeden Zahnarzt in schwere Existenzängste treiben muss. Wir mögen das! Wir wollen, dass Fußball Spaß macht! Spaß macht uns auch noch das österreichische Team. Wo hat’s denn das zuletzt gegeben, dass ein ÖFB-Team eine reelle Chance auf ein Viertelfinale hat? Eben!
Noch etwas fällt auf, das schon in vielen Medien berichtet und kommentiert wurde. Auch wir können nicht umhin, das ebenfalls herauszustreichen. Gerne können wir auf Neymar verzichten, der durch ein Dutzendfoul jedes Mal in so starke horizontale Rotation versetzt wird, dass er nachher tatsächlich nicht aufstehen kann, das würde sein Drehschwindel nicht zulassen. Spielerinnen werden gefoult – und es geht da körperlich ganz schön zur Sache – fallen hin, stehen auf, richten sich das Haarband und laufen weiter. Wo bei Neymar das Fairplay bereits endet, fängt es bei den Frauen gerade mal an.
Am meisten beeindruckt sind wir bisher von den Französinnen und von den Engländerinnen. Wie die Französinnen die Italienerinnen in der ersten Halbzeit auseinandergenommen haben, das war schon allersehenswert. Jeder Spielzug, jeder Pass, jeder Abschluss eine Augenweide. Ganz andere Qualitäten präsentierte England beim 8:0-Rekordsieg gegen Norwegen und zeigte damit unserem Team, wie es funktionieren könnte. Rasante Flankenläufe und präzise Flanken in den Strafraum ließen allein die englischen Angreiferinnen Beth Mead dreimal lachen und Ellen White zweimal. Solche Stürmerinnen würden die Österreicherinnen gut gebrauchen können. Sturmkanone Nicole Billa laboriert ja aktuell noch an einer veritablen Ladehemmung. In diesem Zusammenhang wünschen wir uns, dass die Verletzung der Französin Onema Grace Geyoro aus dem Belgienspiel nicht so schlimm ist und dass sie weiterhin an diesem spannenden Rennen um die beste Torschützin teilnehmen kann. Momentan hat Mead aufgrund ihres Torriechers die Nase vorn.
Unsere Mannschaft könnte sich heute gegen Norwegen den Viertelfinal-Knaller gegen Deutschland abholen. Ein Remis wäre schon genug, aber die Aufgabe ist denkbar schwer. Werden sich die Norwegerinnen nach der 0:8-Schlappe wie waidwunde Rehe ins Dickicht zurückziehen, oder werden sie wie die angeschossenen Wildscheine auf uns losgehen. Norwegische Stürmerstars gegen eine bisher kompakte österreichische Defensive, das wird der entscheidende Faktor in diesem Spiel sein. Wenn es uns gelingt, die Norwegerinnen aus unserem Strafraum wegzuhalten, dann sind wir zuversichtlich. Eigene Torchancen werden wir ganz sicher kriegen. Auf jeden Fall kribbelts schon in der Magengegend, halten wir unserem Team die Daumen!

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