Das hat man nun davon! Da hält man sich brav an jeden Lockdown, nimmt tagtäglich die Herausforderungen eines gleichmäßigen und maßvollen Spießbürgerlebens an, und muss letzten Endes erkennen, dass man völlig außer Form geraten ist und einstige Stärken und Kernqualitäten verloren hat!
Besonders bitter dabei ist der Verlust der eigenen Kondition! Es ist noch gar nicht so lange her, da konnte ich nächtelang aufbleiben, um Tennis-Endspiele, Eishockeyschlager und finale Golfrunden mit meiner uneingeschränkten Teilhabe zu adeln. Die Basis dafür schuf mein grundsolides und knochenhartes Training bei jedem Wirt und Wetter. Eine besondere Nagelprobe der konditionellen Leistungsfähigkeit war früher immer die Super Bowl Night, also das ultimative jährliche Finalspiel der American Football League. Jahrzehntelang war für meinen Co-Blogger Simon und mich jene spezielle Februarsonntagsnacht ein heiliger Fixtermin unseres Sportfanlebens. Egal, ob bei hitzigen Super Bowl-Parties in restlos überfüllten Wiener Hotel-Loungen oder im vergleichsweise überschaubaren Trubel Waldviertler Wohnzimmer – immer waren wir live dabei. Wir sahen blutjunge Quarterbacks den Sportolymp erklimmen, um später als angegraute TV-Kommentatoren zu enden. Wir vertilgten dabei Hot Dogs, Fleischlaberl und Steaks, die zusammen genommen locker das Lager eines durchschnittlichen Fleischhauerbetriebes füllen hätten können.
Gestern stand wieder ein Finalspiel an! Titelverteidiger Kansas City trat gegen die die Tampa Bay Buccaneers an – dies aber entsetzlicher Weise ohne mich. Mutterseelenallein lag ich, in aller Abgeschieden- und Nüchternheit, vor dem tapfer flimmernden Fernsehgerät und verschnarchte jede einzelne kostbare Sekunde dieses Spiels des Jahres!
Was habe ich falsch gemacht? Die Vorbereitung war wohldosiert. Ich hatte mir tagsüber nur ein leichtes Aufbauprogramm verordnet, nämlich das Skispringen in Klingenthal, gefolgt vom Cup-Schlager LASK gegen Austria Klagenfurt, danach das Halbfinale der FIFA- Klub WM Palmeiras gegen UANL Tigres. Am späteren Abend verfolgte ich über Webstream noch einige Windhunderennen, um gegen Mitternacht, vermeintlich bestens vorbereitet, in die Zauberwelt der Super Bowl einzutauchen. Tatsächlich schaffte ich es gerade noch bis zur amerikanischen Nationalhymne, um mich dann in Morpheus Armen zu verlieren. Ich mache mir ernsthafte Sorgen, was die kommenden Fußballhighlights betrifft. Was, wenn ich bei einem Abendspiel der deutschen Bundesliga oder gar bei einer wichtigen Begegnung unseres Nationalteams einknicke? Bange studiere ich schon die Zeitzonen! Der EM-Ort Bukarest ist eine Stunde voraus, das ist noch einigermaßen verträglich. Was aber ist mit Katar? Wird mir die Zeitverschiebung eine Teilnahme an der WM 2022 verunmöglichen? Es ist höchste Zeit wieder in Form zu kommen!