Von Malern und Mähern

Farnberger und Simon erlebten – wie alle anderen österreichischen Fußballfans – eine äußerst laue Partie gegen Andorra und hinterfragen den Sinn eines solchen Hybrids aus Trainingskickerl und offizieller Länderspielbegegnung

Es gibt Fußballspiele, an die man sich noch jahrzehntelang erinnert, solche, die sich als mehr oder weniger bedeutende Bausteine ins kollektiven Fangedächtnis einpflanzen, und drittens Begegnungen, die man bereits unmittelbar nach Schlusspfiff getrost vergessen darf. Zu letzterer Kategorie gehört der freundschaftliche Wettstreit zwischen unserem Nationalteam und der Auswahl von Andorra, den wir nur dank eines Arnautovic-Zaubertores und der Unterstützung eines treuen Schocks an rotweißroten Fans für uns entscheiden konnten.

Andorra gegen Österreich, das erschien „Farnberger und Simon“ als geeigneter erzählerischer Ausgangspunkt für das lange und leidvolle Stationendrama, das unsere ÖFB-Auswahl auf dem Weg zur Fußballweltspitze in den nächsten Monaten erwartet. Das Match gegen den 151. der Weltrangliste, so dachten wohl Spieler wie Autoren, sei die ideale Aufwärmpartie und eine passable Gelegenheit, schon zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein wenig von jener gelungenen Melange aus Witz und Geschick aufblitzen zu lassen, die uns dereinst in schwindelnde Höhen treiben soll.

Nun ja, man hätte es besser wissen können! So waren im Vorfeld des Spiels manch Warnsignale sträflich ignoriert worden, beispielsweise der Umstand, dass der Gegner kürzlich mit zwei Siegen gegen Liechtenstein ganz gehörig an der Hackordnung der europäischen Fußballzwergstaaten gerührt hatte. Davon unbeirrt hatte Trainer Ralf Rangnick in die Fußballwelt hinausposaunt, dass er einer „Weiterentwicklung“ seines Teams ansichtig werden wolle.  Der Publikumszustrom war jedenfalls von überschaubarer Art, etwas mehr als hundert Sportbegeisterter spanischer, andorranischer und österreichischer Provenienz fanden sich im Stadion La Rosaleda zu Malaga ein. Das ist ziemlich genau jene Zahl an Schaulustigen, die sich durchschnittlich in Hütteldorf einfindet, wenn am Rapid-Trainingsgelände der Rasen gemäht wird. Man muss leider sagen, dass die Beiwohnung einer solchen gartenbaulichen Schnittmaßnahme manchmal spannender sein kann als manch anderer Freizeitvertreib – die Betrachtung des Spiels Andorra gegen Österreich beispielsweise!

Schon von Spielanfang an war klar zu erkennen, dass unsere Mannschaft dieses offizielle Länderspiel als Freifach im Stundenplan des Trainingslagers ansah, schön eingebettet zwischen Zirkeltraining und Taktiksession im Ermüdungsbecken. Die drückende Dominanz, die sich in der 75-prozentigen Ballbesitzquote manifestierte, führte zu nichts als bedrückender Harmlosigkeit im Abschluss. Während die Goalies Schlager und Hedl über 90 Minuten jedem noch so akribisch eingestellten Bewegungsmelder entkommen wären, kurbelte die im Laufe des Spiels großen Rochaden unterlegene Rangnick-Elf harmlos ihren Stiefel herunter. Drei Lattentreffer waren die in Anbetracht des Spielverlaufs bis kurz vor Schluss die eher magere Ausbeute.

Angesichts dieser torlosen Tristesse hob der Verfasser dieser Zeilen schon dazu an, das halblustige Wortspiel, man könne sich einen Sieg in der Picasso-Geburtsstadt aufzeichnen, zu gebären, da senkte sich der Ball nach einer Sabitzer-Flanke – wie gemalt – in den andorranischen Strafraum und wurde von Arnautovic mit einem sehenswerten Volley-Schuss zum 1:0-Endstand im andorranischen Netz versenkt.

Ein Sieg für die Statistik und Länderspielchronik, mehr brachte die Erstbegegnung mit Andorra leider nicht.  Kann sein, dass Rangnick und seine Co-Betreuer manche Erkenntnisse aus dieser Beinahe-Blamage ziehen können. Uns Fans drängt sich jedenfalls nur eine auf: Man möge doch, wenn man ein Trainingsspielchen haben will, dieses in der heimlichen Abgeschiedenheit des Übungsgeländes absolvieren und künftig eine extramurale Zurschaustellung aktueller mangelnder Fertigkeiten und Feinabstimmungsmängel im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit vermeiden…

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