Wissen Sie, was einem Fußballfan in Zeiten der Corona-Krise wirklich abgeht? Wissen Sie, was mir abgeht? Die Championsleague? Nein, die fehlt mir so viel, wie ein favorisiertes, nervöses, überzüchtetes Rennpferd bei einer Dreierwette? Die österreichische Bundesliga? Ist das Ihr Ernst?
Nein, mir fehlt mein freitäglicher Besuch auf dem Provinzfußballplatz. Ein mehr oder weniger spannendes Spiel, ein Bierchen mit guten Bekannten und die Möglichkeit sich auch einmal kontrolliert daneben zu benehmen. Das fehlt mir! Sätze wie „Schiedsrichter, du Sau!“ oder „Renn, Deppata!“ verschwinden zusehends aus meinem Sprachschatz und können in der Home-Quarantäne nur sehr selten eingesetzt werden. Es ist eine Tragödie!
Dabei wäre in meinem Fall die Ansteckungsgefahr auf dem SC Gmünd-Platz ja gar nicht gegeben. Geht man davon aus, dass der Umfang eines durchschnittlichen Fußballplatzes ungefähr 350 Meter beträgt, könnten bei einem Meter Corona-Abstand auch 350 Menschen dieses Spiel besuchen, ohne sich gegenseitig anstecken zu können (in einer Reihe, wohlgemerkt, einen Meter dahinter noch einmal so viel, und so weiter). Dass diese Zahlen nicht erreicht werden können, dafür hat die umsichtige Vereinsleitung des SC Gmünd bereits im Vorfeld mit gezielten Mitglieder- und Zusehervertreibungsaktionen – die man erst heute richtig schätzen kann – rechtzeitig gesorgt und den Zuseherschnitt im Sinne der Gesundheit gnadenlos von 500 auf 100 heruntergeschraubt.
Die Ansteckungsgefahr auf dem Spielfeld selbst, ist auch ein beherrschbares Risiko. Wie soll sich ein Spieler mit Tröpfchen infizieren, wenn er dem Gegenspieler gar nicht hinterherkommt? Na, also! Sollen Sie doch mit Mund-Nasenmasken spielen, Luft für 90 Minuten hat sowieso keiner. Meiner Einschätzung nach könnte man alle Spiele von der 3. Klasse bis zumindest zur Gebietsliga mit Publikum durchführen, das Infektionsrisiko ginge gegen null. Liebe Verantwortliche, geben Sie sich einen Ruck und uns einen Teil unserer Identität und unseres Selbstverständnisses wieder zurück. Massendepressionen und übervolle Wartezimmer bei Psychotherapeuten nach der Krise können Sie doch auch nicht wollen, oder?