Wenn der Zuseher stört, das Ende des Stadionbesuches

Jetzt ist es heraußen! Ohne Zuschauer fallen beim Fußball mehr Tore und Kritik und Streit unter Spielern und Spielleitern nehmen ab. Und das signifikant, wie wir Statistiker sagen. Das behauptet nicht irgendein vom Biergenuss euphorisierter Fan am Stammtisch (den es eh im Moment gar nicht gibt), sondern das ist wissenschaftlich bewiesen (Leitner/Richlan, Universität Salzburg, https://www.nature.com/articles/s41599-020-00699-1).
Für das Bloggerduo Farnberger/Simon ist das ein Tiefschlag, dass die Kronjuwelen klimpern. Ihr Postulat war ja stets „Der Fan ist der Star!“. Dass weniger gestritten wird, das kann ich ja gerade noch verstehen. Wenn jede blumige Beschreibung für Gegenspieler und Schiedsrichter in alle Wohnzimmer klar verständlich übertragen wird, kann man sich schon einmal zurückhalten, es muss ja nicht jedes „Arschloch“ öffentlich werden. Der Rapidler Fountas wählte wahrscheinlich aus diesem Grund die zwar lautlose aber auch dämliche Variante, indem er dem Gegenspieler ins Gesicht schlatzte. Gehört hat man zwar nichts, aber dass Kameras das Spielfeld bis in den letzten Winkel beobachten, hätte man unter Umständen wissen können.
Aber wieso sollten mehr Tore fallen? Darüber gibt auch die Studie keinen Aufschluss. Vielleicht können die Spieler die Konzentration besser halten, wenn sie nicht dauernd durch das Gebrüll der Massen gestört werden, durch mitreißende Fangesänge nicht abgelenkt und zum Mitsingen verleitet werden. Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht! Jedenfalls steigt ohne Publikum das Fair Play-Verhalten um ein Fünftel und es fallen um ein Fünftel mehr Tore. Das ist nicht lustig!
Verknüpft man diese aktuellen Erkenntnisse, mit einer Studie der Uni Bonn, die sich auf Spiele im Zeitraum 1992 bis 2003 in der deutschen Bundesliga bezieht, wird die Sache noch viel schlimmer (Farnberger, Simon, Beruf: Fußballfan, Molden, 2005, p.80). Die beweist nämlich eindeutig, dass die Schiedsrichter bei Nachspielzeit, Elfmeterpfiffen und Torentscheidungen einer deutlichen Heimtendenz unterliegen, und die wird umso größer, je näher die Zuschauer am Spielfeldrand sitzen. Die Angst der Schiedsrichter bei einem unerwünschten Pfiff ein paar Watschen abzufangen, ist offenbar größer als der Wille zur richtigen Entscheidung. Auch hier beeinflussen die Zuseher das Spiel maßgeblich.
Wir sehen uns mit einer sehr, sehr traurigen Tatsache konfontiert. Wenn wir gerechtere, fairere und torreichere Spiele haben wollen, müssen wir auch nach Corona die Stadien meiden. Mit dieser gruseligen und düsteren Zukunftsvision entlasse ich Sie hiermit offiziell in die nächste Runde Geisterspiele.

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