Der Anfang ist gemacht!

Österreich feierte im wichtigen Auftaktheimspiel gegen Rumänien einen verdienten Sieg, welcher viel höher ausfallen hätte können, als das 2:1, welches Einzug in die Ergebnisliste fand. Der Einstieg in die WM-Qualifikation ist somit geglückt.

Sieben Tage hatte unsere Mannschaft Zeit gehabt, um sich in einem Trainingslager in Seefeld auf dieses wichtige Auftaktspiel vorzubereiten. Nun, nicht einmal Ralf Rangnick kann in sieben Tagen eine Welt erschaffen, unserem Team den passenden Spirit einzuhauchen, hatte ihm allerdings ganz Österreich im Vorfeld der Partie ohne weiteres zugetraut. Völlig zurecht, wie man im Nachhinein feststellen durfte.

48.500 Zuschauerinnen und Zuschauer hatten das Ernst Happel-Stadion restlos befüllt, um erwartungsfroh eines erfolgreichen Einstiegs in die WM-Qualifikation ansichtig zu werden. Die Stimmung war von Anfang an prächtig. Wer allerdings auf die Fernsehübertragung angewiesen war, hatte zu Beginn mit einigen Irritationen zu kämpfen. Nur mühsam quälten sich die Stimmchen von Moderator Daniel Warmuth und Experten Michael Liendl aus dem um das circa Fünffache zu dominant zugemischten Soundkonglomerat aus Stadionsprecheranimation und anderen Hintergrundgeräuschen. Bis weit nach Spielanpfiff musste man sich auf Äußerste konzentrieren, um überhaupt verstehen zu können, was die Kommentatoren ausdrücken wollten. Doch nicht nur beim übertragenden Fernsehsender gab es technische Abstimmungsprobleme. Auch unsere Elf mühte sich – anders als bei den meisten bisherigen Spielen unter Ralf Rangnick – anfangs sehr, während die rumänischen Gäste so energisch und zweikampfstark auftraten, wie wir das eigentlich von unserer Elf gewöhnt sind. Mit einem Schlag, nach etwa 10 Minuten, änderte sich alles schlagartig zum Besseren. Sowohl die Nationalmannschaft als auch die ORF-Tonregie fanden endlich ins Spiel.

Marcel Sabitzer war es, der den rumänischen Keeper Moldovan mit einem (eher ungefährlichen) Flachschuss erstmals prüfte. Der rotweißrote Kapitän brachte es in der ersten Hälfte auf die meisten Abschlüsse, bessere Chancen fanden aber Wöber (19. Minute) und Baumgartner (34.), der sein 50. Spiel im ÖFB-Trikot ablieferte, vor. Schon erinnerte man sich bange an die vergangenen Nations-League-Partien gegen Slowenien und Serbien, wo man allzu oft brotlose Kunst demonstriert hatte. Dann kam aber die 42, Spielminute: Michael Gregoritsch, der zuvor höchstens im Verborgenen agiert hatte, hämmerte nach einem langen (im Trainingslager zu Seefeld eingeübten) Outeinwurf, den Ball auf Elferhöhe unhaltbar in die Maschen der Gäste. Die Führung zur Pause war hochverdient, zumal vom Anfangselan der Rumänen so gut wie nichts übrig geblieben war.

1:0 ist aber in der Regel ein dünnes Resultat. Ab und an wurde man in Hälfte zwei an diese fußballerische Binsenweisheit erinnert, denn mitunter unterlief den weiter drückend überlegenen Österreichern die eine oder andere Unachtsamkeit in den hinteren Regionen, welche die Spieler von Trainer-Methusalem Mircea Lucescu (79!) aber nicht nutzen konnten.

Dass es diesmal für Rotweißrot ein Happy End geben würde, kristallisierte sich spätestens in Minute 60 heraus, als Sabitzers Schuss vom Gegner entscheidend abgefälscht wurde und seinen Weg ins Gehäuse fand. Danach übergab der Torschütze die Kapitänsschleife an den frisch eingewechselten Arnautovic (der in der Folge wohl einen seiner unauffälligsten Auftritte in seiner langen Länderspielkarriere absolvieren sollte).

Diese und auch andere Einwechslungen brachten nicht den erhofften Zusatzschwung, sondern eher Sand ins Getriebe. Dennoch war Österreich dem dritten Tor näher als Rumänien dem ersten. Das 3:0, das wohl die meisten Zuschauer als adäquates Endresultat gewürdigt hätten, schien in der Nachspielzeit auch Realität zu werden, wurde aber wegen Abseits nicht gegeben. Stattdessen erzielten die Rumänen in der letzten Sekunde den Anschlusstreffer, der aber höchstens Ergebniskosmetik darstellte. Selten hat Österreich für ein klareres 2:1 gesorgt als an diesem Abend.

Das Premierenspiel der Präsidentenamtszeit Joseph Pröll (welchen man bis vor wenigen Tagen mit allem außer Fußball in Verbindung gebracht hätte) brachte also den wichtigen Erfolg gegen den prominentesten Gegner in dieser landläufig als nicht allzu schwer eingeschätzten Qualifikationsgruppe (möglicherweise ist aber Bosnien der größte Kontrahent).

Der Anfang ist jedenfalls gemacht, der Weg nach Amerika ist aber noch weit. Das ist vielleicht gar nicht so schlecht, denn momentan verspüren viele Fußballfans wohl noch keine übertriebene Lust, sich in diesen von sozialen Unruhen und Wirtschaftszwisten unter den Veranstalterländern geprägten Erdteil zu wünschen.

Claus Farnberger

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