Statt eines Kantersiegs mühte sich Österreich gegen den krassen Außenseiter Zypern zu einem glücklichen 1:0. Dabei half auch der Umstand, dass Linz immer ein guter Boden für unser Team ist. Dies wurde an diesem seltsamen Fußballabend allerdings auf sehr skurrile Weise bestätigt…
Das Stadion auf der Linzer Gugl war Austragungsort des zweiten Heimspiels der WM-Qualifikation 2026: Die oberösterreichische Landeshauptstadt war eigentlich immer schon ein guter Boden für Österreichs Nationalteam gewesen (Naja auf das Thema Boden kommen wir dann noch später zurück). Jedenfalls freute sich das zuletzt vom LASK arg erfolgsentwöhnte Linzer Publikum auf eine richtige fußballerische Klangwolke. Zumindest auf dem Papier stand das beste österreichische Nationalteam seit langer Zeit zur Verfügung. Der erfolgreichste heimische Kicker aller Zeiten, David Alaba, stand ebenso zur Verfügung wie der wiedergenesene Xaver Schlager, dazu Sabitzer, Baumgartner, Arnautovic… Zurecht gingen wir Fans mit großen Erwartungen in die Partie.

Doch siehe da, die Anfangsminuten verliefen überraschend zäh. Kaum ein Spielzug gelang, die Pässe und Flanken kamen zu ungenau, Torschüsse brachte nur der große Außenseiter Zypern an. Nach 30 Minuten war die Anfangseuphorie am Rasen und auf den Tribünen ziemlich verschwunden. Die entsprechende Zwischenanalyse des Servus-Kommentators war passenderweise auch weit entfernt vom Ingeborg Bachmann-Preisträgerniveau: „Das war weder so zu erwarten noch hat man sich das so vorgestellt!“ Naja, eh!
Kurz darauf schien es noch viel schlimmer zu kommen: Nach einem Gemurkse im österreichischen Fünfer wurde die (verdiente) zypriotische Führung nur durch einen doppelten Doppelpass zwischen unserem Keeper Alexander Schlager und der Torstange verhindert. Doch auch nach diesem Schreckmoment konnte das Heimteam nicht zusetzen. Eine ganze Reihe von Eckbälle, die aber allesamt nichts Nennenswertes einbrachten, war die einzige Ausbeute der rotweißroten Bemühungen. Mit einem glücklichen 0:0 ging es in die Kabinen.
Die zweite Spielhälfte begann ohne den an diesem Tag grottenschlechten Arnautovic, der nur durch seine offensichtlich von einem Belgrader Modefriseur gezauberte Rakun-Frisur (serbokroatischer Ausdruck für „Waschbär“) aufgefallen war.
Dafür sorgte der frisch eingewechselte Romano Schmid für ein bisschen Schwung. Das Spiel der Österreicher schien endlich Fahrt aufzunehmen. In dieser Spielphase wurde Baumgartner vom zypriotischen Torwart am Fuß getroffen, nachdem die eigentliche Torgefahr schon vorbei war. Nur die kühnsten Optimisten rechneten in diesem Augenblick mit einem Elfmeter. Nach langem Hin und Her aber gab der dänische Referee den Strafstoß. Sabitzer, mit einer 100-igen Elferverwertungsquote ausgestattet, schoss flach, mittig, trocken ein. 1:0 für Österreich, was für ein Glück!
Wer nun glaubte, das Heimteam würde in der Folge befreit aufspielen, sah sich getäuscht. Im Gegenteil – in der 60. Minute musste Torwart Schlager gegen den gefährlichen Pittas erneut all sein Können aufbieten. Es lief einfach nicht rund an diesem Abend. So sah man sich genötigt, die allerletzte Geheimwaffe auszupacken, die man schon einige Jahre zuvor bei einem anderen Länderspiel im Wiener Prater erfolgreich ausprobiert hatte. Ein anonym gebliebener Techniker drückte in der 75. Minute irgendwo in den Linzer Katakomben einen Knopf. Daraufhin trat in der Nähe des österreichischen 16er-Kreises ein tiefes Loch zutage, welches ein versiertes Dutzend Linzer Gartenarchitekten vor dem Spiel für den (niemals wirklich erwarteten Ernstfall) ausgehoben und durch ein raffiniertes System bis dahin im Verborgenen gehalten hatte. Zehn Minuten lang blickten die verdutzten Zyprioten auf den Boden. Nach Wiederaufnahme des Spiels waren sie so irritiert, dass kein Spielfluss mehr zustande kam (wie Trainer Mantzios später den Medien gegenüber auch bestätigte). So blieb es beim hauchdünnen 1:0-Sieg, der Österreich weiterhin auf der Erfolgsspur hält.
Es gibt eben auch solche Fußballtage. Vorne Glück, hinten Glück und dann noch der Zauber des Linzer Bodens. Wie interpretierte man in der Monarchie das historische „AEIOU“-Kürzel (aus heutiger Sicht freilich viel zu martialisch)? „Alles Erdreich ist Österreich untertan“…
Claus Farnberger