Österreich bezwang die Schottinnen im Nations League- Spiel hochverdient mit 1:0 und nahm damit Revanche für die fast traumatische Niederlage im selbigen Hampden Park drei Jahre zuvor. Der dritte Platz und die damit verbundene Chance auf den Klassenerhalt via Play Off-Spiele ist damit gesichert.
Es gibt einige eherne Gesetzte der Sportberichterstattung, die man beherzigen muss. Gerade in Zeiten wie diesen muss man von martialischen Ausdrücken Abstand nehmen (Gottlob kommen zeitgemäße Kommentare weitgehend ohne „Bombenschüsse“ aus, wie es kurioser Weise in der Nachkriegszeit noch gang und gebe war). Auch gilt der Grundsatz „No joke with names“ (der freilich an dieser Stelle schon öfters gebrochen wurde). Und drittens soll man auf keinen Fall abgedroschene Klischees bemühen, welche auf gewisse vermeintliche Eigenheiten von Völkern und Nationen abzielen. Man soll nicht von den stolzen spanischen Champions sprechen, auch nicht von der gründlichen deutschen Spielanlage. Ergo würde es sich auch nicht schicken, einem schottischen Fußballteam zu attestieren, dass dieses allzu sparsam mit ihren offensiven Spielzügen umgegangen wäre. Dadurch gäbe sich der Chronist der absoluten Lächerlichkeit preis, auch wenn der Sachverhalt vielleicht gar nicht dagegen spräche, wie es beispielsweise im Nations League-Spiel gegen Österreich der Fall war. Dies als Vorbemerkung zum Bericht, der ohne all diesen dummen verbalen Schnickschnack auskommt.
Es ging also zurück in den legendären Hampden Park zu Glasgow, wo Österreich im Jahr 2022 eine der bittersten Niederlage seiner Frauenfußballgeschichte erlitten hatte. Die damalige 0:1-Niederlage in der Verlängerung gegen mittelmäßige Gastgeberinnen hatte unserem Team die Teilnahme an der prestigeträchtigen WM in Ozeanien verwehrt und einen herben Rückschlag mit sich gebracht, welchem durch die Nichtqualifikation für die EM 2025 in der Schweiz ein weiterer folgen sollte.
Letztlich war diese Niederlage auch der Anfang vom Ende der Teamchefin Irene Fuhrmann gewesen. Es sollte also ihrem Nachfolger Alexander Schriebl vorbehalten sein, diese Schmach zu tilgen. Österreich brauchte ein Pünktchen, um sich den dritten Gruppenplatz und damit die Möglichkeit für ein Play Off um den Verbleib in der ersten Etage der Nations League zu sichern. Von Anfang an schien es aber so, als hätten die Schottinnen etwas verwechselt, denn sie agierten keineswegs wie jemand, der auf siegen musste. War das Spiel der Österreicherinnen in den ersten Minuten noch etwas ungeordnet, so trug die erneut einsatzfreudige Spielweise, die bislang die Anfangsphasen der Schriebel-Amtszeit auszeichnet, erste Früchte, welche aber noch nicht gleich vom Baum fallen wollten. In der ersten Spielhälfte waren vor allem die gut angetragenen Schasching-Eckstöße auffällig, deren erster in der 9. Minute fast die Führung der rotweißroten Favoritinnen zur Folge gehabt hätte. Fast im Minutentakt folgten in der Folge weitere Chancen der Gästinnen, ehe das Spiel etwas verflachte. Ein Lattenschuss der an diesem Tag besonders positiv auffälligen Julia Hickelsberger-Füller in der 40. Minute untermauerte die Dominanz Österreichs, die sich zum Pausenpfiff allerdings noch nicht im Ergebnis widerspiegelte, auch weil ein zu gebender Elfer nicht gegeben wurde.
In der zweiten Spielhälfte wurden die Schottinnen stärker und aktiver. Offensichtlich hatte ihnen die neue Teamchefin Melissa Andreatta aus Australien ins Gewissen geredet. Österreich hielt aber dagegen, abgesichert durch eine hervorragend agierende Innenverteidigung und auch dank der sehr kreativen Kapitänin Sarah Puntigam. Es bedurfte einer erneuten Ecke, um den Führungstreffer zu erzielen. Aus kürzester Distanz bugsierte Hickelsberger-Füller den Ball in die Maschen. Die Niederösterreicherin in Diensten des TSG 1899 Hoffenheim stand danach noch wiederholt im Fokus des Spielgeschehen. Knapp vor Schluss lief sie auch alleine auf die schottische Torfrau zu, kam aber ohne Fremdverschulden zu Fall. Da die Schottinnen nicht mehr besonders viel dagegensetzen konnten, blieb es beim knappen 1:0-Auswärtserfolg, welcher aber vollauf verdient war. Mit einer ähnlichen Leistung wäre auch 2022 keine Niederlage passiert. Nun geht es im – eigentlich schon bedeutungslosen – letzten Gruppenspiel gegen die bärinnenstarken Deutschen, welche die Niederländerinnen im Parallelspiel mit 4:0 überrollten. Es wäre – trotz guter Leistung in Glasgow -schon ein kleiner Erfolg, wenn wir weniger Tore kassieren würden als die Oranjes…
Claus Farnberger