Das Vorbereitungsspiel unseres Nationalteams gegen die Republik Moldau brachte statt einer prächtigen Linzer Fußballklangwolke ein mattes 1:1. Nach 45 Minuten Trostlosigkeit konnten die eingewechselten ÖFB-Stars den Pausenrückstand gerade noch in ein mattes Remis verwandeln. Wesentliche Erkenntnis: Unser „zweiter Anzug“ passt nicht und ist für das internationale Parkett kaum geeignet.
Nachdem der Sommer zurecht dem Frauenfußball gehörte und die WM-Teilnehmerinnen in Australien und Neuseeland ein grandioses Turnier bestritten, dessen Finalzeremonie aber durch einen Herrn Rubiales in beschämender Weise gestört und verletzt wurde (er möge nie wieder in der Welt des Sports „den Mund aufmachen“ dürfen), sind nun auch wieder die Herren-Nationalteams verstärkt gefordert.
Wir erinnern uns: Österreich ist ja in der EM-Qualifikation sehr gut aus den Startlöchern gekommen und nimmt Kurs auf das Finalturnier 2024 in Deutschland. Ein direkter Gegner in unserer Gruppe ist Schweden, das wir im Juni zuhause knapp schlugen und am 12. 9. auch auswärts schlagen wollen. Als vermeintlicher Aufbaugegner für dieses ehrgeizige Unterfangen sollte die Republik Moldau dienen, deren Spieler man daher zum Kräftemessen ins neue Linzer Stadion lud.
Über das Land Moldawien ist ja eher wenig bekannt. Bildungsbürgerlich veranlagte Stadt-Land-Fluss-Spieler glänzen, wenn einmal der Buchstabe „C“ abzuarbeiten ist, gerne mit der Nennung der Metropole Chisinau. Wo das genau liegt, wer es in den letzten Jahrhunderten regierte und welche Sehenswürdigkeiten ihre Plätze und Haine säumen, wissen freilich die wenigsten. Oft verführt auch die gängige Landesbezeichnung „Moldau“ viele Mitmenschen dazu, das Land versehentlich in der Nähe des von Bedřich Smetana musikalisch gewürdigten gleichnamigen Fließgewässers zu vermuten.
Als Fußballgegner ist uns Moldawien da schon geläufiger. Im Vorfeld der zu besprechenden Begegnung war man schon achtmal aufeinander getroffen, Österreich hatte – bei einem Unentschieden – sieben Spiele für sich entschieden, die letzten sechs Partien dabei in einem Stück. Dementsprechend groß war die Erwartungshaltung der siegeshungrigen österreichischen Fans, welche allerdings 45 Minuten lang Unverdauliches (beinahe schon aus lebensmittelpolizeilicher Sicht Bedenkliches), vorgesetzt bekamen. Auch der in den zweiten 45 Minuten servierte zweite Gang, angereichert mit allen ÖFB-Stars, bot bestenfalls Magerkost.
Viel gab der Abend also nicht her, abgesehen vielleicht von einer grundlegenden Erkenntnis: Wenn man 11 verängstigte Spieler, großteils aus der zweiten bis dritten Reihe, die in keiner Weise aufeinander eingespielt sind und einander vor Spielanpfiff möglicherweise noch nie gesehen haben, ein Match der österreichischen Fußballnationalmannschaft beginnen lässt, dann können wir auch zuhause gegen Moldawien (Nummer 164 der aktuellen Weltrangliste) nicht bestehen. Das ist bitter, ist aber ganz offensichtlich so. Das wirklich Überraschende dabei ist nur, dass diese Ergänzungs- und Reservespieler, welche eigentlich dafür brennen hätten müssen sich in die EM-Stamm-Mannschaft zu spielen, völlig unmotiviert zu Werke gingen.
Ins Bild passte das tollpatschige Agieren von Abwehr und Tormann beim moldawischen Gegentreffer in der dritten Spielminute. Der Fauxpas von Goalie Bachmann sollte nicht überbewertet werden, erschwert es dem erstaunten Betrachter aber, diesem unglücklichen Schlussmann einen kometenhaften Aufstieg zum unbestrittenen EM-Stammkeeper zu prognostizieren.
Die (teilweise ungeplanten) Einwechslungen unserer Topstars in der zweiten Spielhälfte ließ das Linzer Publikum zumindest in den unerwarteten Genuss kommen, Alaba, Arnautovic und Co agieren zu sehen. Gregoritsch verhinderte mit seinem Ausgleich das Schlimmste, Sabitzer hätte beinahe noch für einen Sieg gesorgt, traf aber nur die Stange.
Vermutlich konnte Teamchef Rangnick mehr aus dem mauen Spiel lesen, wir Fußballfans bekamen einzig eine lang vermutete Arbeitshypothese verifiziert: Bessere Spieler spielen besser als nicht so gute Spieler. Fazit: der zweite Anzug passt (zumindest vorläufig noch) nicht, mit diesem Tuch sollten wir uns bei großen internationalen Festlichkeiten möglichst nicht blicken lassen. Hoffen wir, dass bis zur EM 2024 die „Einserparnier“ hält.