So alt wie der Fußball selbst ist das stete krampfhafte Bemühen der sogenannten Fachkundigen, die armen Spieler in einzelne Kategorien zu pressen und den völlig wehrlosen Kickern so Klischees zu verpassen, von denen sie ihre ganze Laufbahn lang nicht mehr loskommen. Den einen nennen sie „Spielmacher“, den anderen „Eisenbieger“, den dritten „Wasserträger“ (letzterer steht vom Image her nur geringfügig über dem „Wasserlasser“). In sträflicher Art und Weise wurde es hingegen bislang verabsäumt, eine nähere Bestimmung der verschiedenen Arten von Fußballfans vorzunehmen . Bislang galt der Fan der Wissenschaft als dumpfes biertrinkendes Kollektivwesen, das nur in Einzelfällen zur Annahme individueller Eigenschaften imstande ist. Damit muss Schluss gemacht werden, denn bei näherem Hinsehen fächert sich die Gemeinde der Fußballenthusiasten in eine ganze Reihe von Unterarten auf. Und wie es der Zufall will (aber was wissen wir irdischen Mängelwesen schon über die tiefreichenden Gesetzmäßigkeiten der Natur) kommt man bei der Aufstellung derselben auf die für den Fußball so maßgebende Zahl 11!

Diese in allen Lebensbereichen extrem nervende Gruppe von Mitmenschen findet leider auch innerhalb der Fußballerfangemeinde große Verbreitung.

Hat man das Pech, neben so einem Zeitgenossen im Stadion oder auch nur vor der Großleinwand beim Wirten zu sitzen, so sinkt der Unterhaltungswert des Spieltages gegen Null. Unaufgefordert breitet der Besserwisser seine oft erstaunlich banalen und oberflächlichen Weisheiten aus. Er kommentiert jede auch noch so winzige Begebenheit des Spiels, zeigt selbst für jeden Rückpass verschiedenste Alternativen auf und quält – wenn man Pech hat – auch mit Querverweisen zu Spielsystemen anderer Mannschaften aus verschiedensten Jahrzehnten. Es kann aber durchaus vorkommen, dass er sich dazu herablässt, auch einmal einem Beckenbauer oder Netzer Recht zu geben, vorausgesetzt deren Meinung deckt sich mit der seinen.

Diese Unterart Fußballfan bleibt im Prinzip nur eine einzige Frage schuldig: warum er es noch immer nicht geschafft haben, selbst Betreuer von Real Madrid geworden zu sein.